Anders mit Hund  by Anne Bucher

Transkript

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00:00:00: Hi, hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode vom Anders mit Hund Podcast.

00:00:07: Die liebe Inga hat mir eine Sprachnachricht geschickt. Falls du dich jetzt fragst, hey,

00:00:12: wie kann ich das auch, werde einfach Abonnent unseres Newsletters und dann wirst du immer

00:00:17: mal wieder die Aufforderungen jetzt bekommen, mir Sprachnachrichten zu schicken, die wir hier

00:00:21: für den Podcast nutzen. Und Inga's Frage ist so super, dass ich entschieden habe, dass ich sie nicht

00:00:28: in einen Sammel-Podcast aufnehme, sondern dass ich einen kompletten Podcast nur zur Inga's

00:00:34: Fragestellung mache. Also hör mal rein in Inga's Fragen und dann lass uns darüber reden,

00:00:41: beziehungsweise ich rede drüber und freue mich, wenn du mir über die Rezensionen, über die Kommentare

00:00:47: oder wo auch immer Feedback dazu gibst und mit Dreh ist. Hallo liebe Anne, hier ist Inga.

00:00:57: Jetzt habe ich gerade dein Newsletter gehört und bekommen und habe heute auch dein Podcast gehört

00:01:02: und finde die Idee mit den Sprachnachrichten. Finde ich gut, finde ich witzig und interessant.

00:01:07: Mich würde total interessieren, wie du zu dem Statement stehst, dass Grenzsetzung immer auch

00:01:15: Sicherheit geben bedeutet und inwiefern du in deiner Arbeit die Grenzsetzung als

00:01:22: wichtiger achtest. Das wäre spannend und würde mich darüber freuen, wenn das mal Thema wäre.

00:01:27: Liebe Grüße, tschüss. Genau genommen besteht Inga's Frage ja aus zwei Aspekten. Der erste

00:01:37: Aspekt ist der mit dem, mit der Frage, wie ich zu dem Statement stehe, dass Grenzsetzung auch

00:01:44: immer Sicherheit geben bedeutet. Klare Antwort, Blödsinn. Grenzsetzung bedeutet nicht automatisch

00:01:53: Sicherheit, zumindest nicht für denjenigen, dem die Grenze gesetzt wird. Das heißt, in der Regel

00:01:59: bezieht sich das Thema Grenzensetzen ja bei Hunderhalter*innen und Hundetrainer*innen darauf,

00:02:06: dass der Mensch dem Hund Grenzen setzt und nein, das gibt dem Hund nicht automatisch Sicherheit.

00:02:12: Das Setzen von Grenzen bedeutet dann Sicherheit, wenn der Hund ohne diese Grenzen in Situationen

00:02:21: kommen würde, in denen er sich nicht gut fühlt, in denen er hilflos ist, in denen er mit unangenehmen

00:02:28: Konsequenzen rechnet, in denen er überfordert ist, in denen er vielleicht gestraft wird. Also wenn

00:02:38: quasi das Verlassen des Verhaltensraums, also das Überschreiten der Grenze, automatisch zu

00:02:45: unangenehmen Dingen führt und die Grenzen sozusagen für den Hund erst im letzten Moment

00:02:53: sichtbar bzw. vorher nicht klar erkennbar sind und sie kommen noch halbwegs freundlich

00:02:59: kommuniziert werden und er dann wüsste, wenn ich jetzt noch einen Schritt weitergebe, gehe,

00:03:03: dann wird es für mich richtig, richtig kritisch. Dann würde das Leben einer solchen Grenze, wie auch

00:03:10: immer sie gesetzt wird, dem Hund eine klare Information geben und es würde ihm Sicherheit

00:03:16: geben. Ansonsten ist dieses Denken, dass Grenzen automatisch Sicherheit geben, bedeutet ja im

00:03:24: Umkehrschluss, dass jemand, der die Grenzen überschreitet, der Grenzen loslebt, nicht sicher sein kann,

00:03:31: weil er zum Beispiel keine Strategien hat damit umzugehen, weil er sich darin nicht wohlfühlt,

00:03:37: weil das Verlassen dieses Verhaltensraums automatisch Unsicherheit bedeutet und es kommt

00:03:43: aus einem Erziehungs- und Hundeumgangsziel, wo man Hunden wenig Selbstwirksamkeit, wenig

00:03:51: Entscheidungsfähigkeit und wenig Freiheiten zugesteht. Das hat häufig etwas damit zu tun,

00:03:58: dass diejenigen, die diese Grenzen setzen wollen oder für die, die das Grenzen setzen so wichtig ist,

00:04:05: deren Bedürfnis nach Kontrolle, Sicherheit oder Macht kommt in Gefahr, gerät in Gefahr, wenn der

00:04:15: Hund diese Grenzen überschreitet. Demjenigen, der nämlich die Grenzen setzt und der weiß,

00:04:22: diese Grenzen werden eingehalten, dem gibt es in der Tat das Gefühl von Sicherheit. Allerdings nur,

00:04:29: wenn diese Grenzen eingehalten werden. Und ich glaube, das kennen alle, die hier zuhören, oder?

00:04:34: Ihr rechnet damit, dass der Hund hört, der ihr sagt etwas zum Hund oder gibt ihm Signal, ihr

00:04:40: rechnet fest damit, dass der hört und ruft ihn zum Beispiel ab und er hört nicht. Und sofort

00:04:46: fühlt ihr euch gestresst, weil eure Strategie nicht funktioniert hat. Ihr fühlt euch hilflos,

00:04:51: ihr fühlt euch überfordert und euer Bedürfnis nach Sicherheit sagt ab in die Knie und geht sozusagen

00:04:58: ein. Das heißt, Grenzen setzen primär demjenigen Sicherheit, der sie setzt. Aber trotzdem sind

00:05:08: Grenzen im Zusammenleben wichtig. Denn nur dann, wenn ich meine Grenzen kenne und sie an

00:05:14: meinen Sozialpartner vernünftig kommunizieren kann und sie ihnen aufzeigen kann, dann können wir

00:05:21: einen Zusammenleben gestalten, in dem meine Bedürfnisse genauso zählen wie die meiner Hunde

00:05:28: und in denen meine Hunde auch ihre Bedürfnisse kommunizieren können. Grenzen setzen ist ein

00:05:35: ganz, ganz, ganz wichtiger Aspekt im Zusammenleben, nur dass damit eben nicht die starren Grenzen,

00:05:42: wie sie häufig in der Hundewelt kommuniziert werden, gemeint sind. Also damit ist eben nicht

00:05:47: gemeint, dass der Hund immer nur hinter uns laufen darf, immer nur hinter uns durch die

00:05:50: Tür darf, dass der eben uns nicht anspringen darf oder nicht auf die Couch darf oder sonstiges,

00:05:56: sondern damit ist gemeint, dass ich situativ sagen darf, ich möchte jetzt nicht spielen oder ich

00:06:01: möchte jetzt nicht angesprungen werden oder dass ich auch sagen darf, ich möchte generell nicht

00:06:05: angesprungen werden. Ich möchte es einfach nicht. Ich zeig dir, wie du dein dahinter verborgenes

00:06:11: Bedürfnis auch anders erfüllen kannst und ich zeige dir, dass ich das nicht möchte. Und das kann

00:06:19: ich dir zeigen, lieber Hund, ohne dass ich dich dafür hemmen, verängstigen, bedrohen oder ganz

00:06:28: rüde Burschikos zurechtweisen muss. Das kann ich dir auf ganz, ganz andere Art und Weise zeigen.

00:06:33: Grenzensätzen gehört zum Leben zwischen Menschen. Es gehört und zwischen Hunden und es gehört auch

00:06:46: dazu, dass diese Grenzen eben nicht starr sind, sondern dass die Übervertrauteid,

00:06:51: Überverbundenheit, über gemeinsames Wachsen verschoben werden. Vielleicht bist du mit deinem

00:06:59: Hund ursprünglich nur spazieren gegangen im Wald an der Leine, dann hast du diese Leine mal

00:07:04: schleppen lassen, dann hast du ihn in den Freilauf gelassen. So wie es sich für euch beide gut

00:07:09: geschneitet hat, so wie es sich entwickelt hat, dann hast du Grenzen verschoben. Vielleicht wollte

00:07:15: dein Hund, als er zu dir kam, nicht an den Foten angefasst werden, du hast es mit ihm trainiert.

00:07:19: Er hat ursprünglich vielleicht die Foten weggezogen, sich ganz doll angespannt, hat auf deine

00:07:25: Finger geguckt, jetzt lässt er zu, dass deine Hand sich um die Fotos schließt, aber sie vielleicht

00:07:31: noch nicht anhebt oder sie noch nicht näher untersucht, dann hast du Grenzen verschoben.

00:07:36: Grenzen sind wichtig, um das eigene Bedürfnis sicherzustellen und die eigenen Bedürfnisse an

00:07:49: andere zu kommunizieren. Grenzen sind aber nichts Einseitiges, sondern Grenzen sind sowohl vom

00:07:56: Hund an den Menschen als auch vom Menschen an den Hund kommunizierbar und sie gehören schlicht

00:08:04: weg zum Zusammenleben dazu. Sie geben also einen Zusammenlebensrahmen. Jetzt kann ich aber und jetzt

00:08:12: kommen wir zu dem Aspekt, wie haben denn Grenzen in meiner Arbeit, was haben sie da verloren? Ich

00:08:17: kann mich darauf fokussieren, dass ich dem Hund Grenzen setzen muss, ich kann mich darauf fokussieren,

00:08:23: dass ich dem Hund sagen muss, was er nicht darf und dass er doch lernen muss, was er nicht darf

00:08:29: oder ich kann mich darauf fokussieren, dass der Hund lernt, was das Zusammenleben für ihn und für

00:08:36: mich verschönert und das ist der Aspekt, der in meiner Arbeit primär da ist. In meiner Arbeit

00:08:44: ist es primär so, dass wir den Hunden einen Verhaltensrahmen beibringen, indem wir sie gerne

00:08:51: haben möchten. Das heißt, jeder von uns hat seinen Rahmen, der sich im Zusammenleben gut anfühlt,

00:08:57: die Hunde haben ihren, jeder Hund hat seinen und ich habe meinen und mein Mann hat seinen Verhaltensrahmen,

00:09:04: der sich gut anfühlt und jetzt leben wir zusammen und jetzt gucken wir, dass wir die besten

00:09:09: mögliche Schnittmenge kriegen, wo es sich im Zusammenleben gut anfühlt und zwar für alle.

00:09:15: Dafür teile ich den Hunden ganz viel mit, was richtig ist, wo sie sich in der Mitte des Verhaltensrahmens

00:09:25: bewegen, stell dir das wirklich vor diesen Verhaltensrahmen wie ein gerahmtes Bild, wo auf

00:09:31: die Mitte fokussiert wird und solange die Hunde sich in der Mitte des Bildes bewegen in diesem

00:09:37: Verhaltensrahmen, erfahren sie ganz viel Verstärkung. Damit sie das Bedürfnis haben, immer mehr sich in

00:09:46: der Mitte dieses Bildes zu bewegen. Je weiter sie nach außen kommen vom Bild, desto weniger

00:09:54: Verstärkung gibt es für ihr Verhalten und desto mehr unterstützt sich, dass sie wieder in die Mitte

00:10:01: des Verhaltens kommen. Also ich gebe dir ein Beispiel, weil sich das so gut machen lässt mit dem

00:10:09: Radius, in dem dein Hund um dich herumläuft. Das ist sowieso ein geiles Beispiel, weil du wirst

00:10:15: nicht permanent in selben Radius haben, den dein Hund einnehmen darf. Auf einem bürgersteig,

00:10:19: auf einem schmalen bürgersteig hast du ein Radius um dich herumfond, sagen wir mal, 30 Zentimeter

00:10:26: bis ein Meter und vielleicht hast du auf dem offenen Feltenradius von 50 Meter, wo dein Hund

00:10:33: um dich herumrennen darf und alles was darüber geht, fühlt sich eben nicht gut an. Und zwar

00:10:38: haben wir eine Grenze, die situativ unterschiedlich ist, aber wir können mit derselben Art und Weise

00:10:43: dem Hund aufzeigen, was wir möchten. Wir können zum Beispiel, wenn der Hund richtig nah an uns

00:10:51: dran ist, das verstärken. Alles was wir an Belohnungen haben, gibt es vielleicht richtig

00:10:58: nah an uns dran. Von der Nähe an uns dran starten, geile Suchen, die auch mal ein Stück

00:11:03: von uns weggehen. Es geht also nicht darum, gegen die Umwelt anzustinken, es geht nicht

00:11:08: darum, dass wir davon ausgehen, dass der Hund nie was Tolles außerhalb diesen Radius entdeckt,

00:11:14: sondern es geht darum, dass dieser minimale Radius, den wir richtig, richtig gut finden,

00:11:18: ganz oft Ausgangsposition für Wohlbefinden ist, ganz oft Ausgangsposition ist für tolle

00:11:25: Erlebnisse etc. Sobald der Hund sich also in diesem Rahmen bewegt, kommen regelmäßig

00:11:32: verstärkende Elemente. Verstärkende Elemente kann übrigens auch sein, wenn du zum Beispiel

00:11:36: einen Hund hast, der total gerne einfach nur mit dir mitläuft, seines Weges geht, den

00:11:42: Gedanken nachhängt mal hier und da schnüffelt, dass sich auch wirklich an der Stelle nicht

00:11:46: mit ihm interagiert. Es geht nicht darum, den Hund permanent und andauernd voll zu texten,

00:11:53: wollte ich gerade sagen, oder permanent und andauernd mit ihm zu interagieren, sondern

00:11:57: ich überlege mir ja schon von einem Spaziergang, wenn wir jetzt bei dem Beispiel bleiben, was

00:12:01: möchte ich trainieren? Was ist mir gerade wichtig? Darauf lege ich gerade den Fokus,

00:12:05: wo möchte ich unseren Verhaltensrahmen noch klarer ziehen, wo möchte ich die Kommunikation

00:12:09: optimieren und wir bleiben jetzt bei diesem Beispiel. Ich möchte die Kommunikation optimieren,

00:12:14: dass der Hund dichter an mir dran bleibt und dass der häufiger ganz von alleine dicht

00:12:18: an mir dran ist. Dann gibt es dort auf dem Feld, vielleicht im Umkreis von drei bis fünf

00:12:24: Meter von mir, starten regelmäßig, suchen. Ich zeige ihm die Mauselöcher, wir machen

00:12:29: lustige Dinge miteinander, aber er darf sich auch weiter entfernen. Bis 50 Meter hatten

00:12:35: wir gesagt, es ist für mich in Ordnung. Wenn der Hund jetzt von fünf bis 25 Meter um mich

00:12:42: herum entfernt ist, dann gibt es immer noch Belohnungen. Und wenn er mich anguckt, wenn

00:12:48: er stehen bleibt, wenn er Dinge tut, die ich toll finde, dann gibt es weiterhin Belohnungen,

00:12:53: die ihn aber wieder ein bisschen vielleicht zu mir ran bringen. Und wenn er über die 25

00:12:59: Meter geht, dann kommt vielleicht von mir mal ein Wartebeta auf mich. Steigt mal da auf

00:13:05: den Baumstamm oder hast du schon gesehen, ich hab hinter mir was ausgelegt, klatscht

00:13:10: einmal mit dem Handtouch ab und dann geht auch nochmal suchen. Das heißt, ich fange an,

00:13:16: ihn wieder zu lenken, sodass er häufiger in meinen Radios kommt.

00:13:21: und ich verstärke vielleicht auch andere Verhaltensweisen.

00:13:24: Vorher habe ich das mitlaufen verstärkt,

00:13:26: ich habe das erkunden verstärkt,

00:13:28: jetzt verstärke ich vielleicht so was wie stehen bleiben.

00:13:31: Langsamer werden solche Dinge.

00:13:34: Und die Belohnungen bringen Ihnen wieder in den Radius,

00:13:37: den ich Turbo Turbo gut finde.

00:13:39: Und in der Sekunde, wo er über den Radius geht, den ich gut finde,

00:13:46: da kommen von mir Signale, die Ihnen ganz klar wieder zu mir zurückholen.

00:13:50: Und das ist, du kannst es auf verschiedenste Dinge anwenden.

00:13:55: Das heißt, ich überlege mir immer im Vorfeld,

00:13:58: wie möchte ich denn das Verhalten meines Hundes in dieser Situation,

00:14:03: und wie kann ich ihm das kommunizieren?

00:14:05: Ich baue Werkzeuge auf mit meinen Hunden, mit denen ich sie lenken kann.

00:14:09: Und in der Sekunde, wo wir uns richtig gut in der Mitte vom Rahmen bewegen,

00:14:14: wird einfach nur verstärkt.

00:14:16: In der Sekunde, wo wir uns aus der Mitte raus bewegen, lenke ich,

00:14:21: so wie ich das für gut finde.

00:14:24: Und je weiter sie sich aus dem Rahmen raus bewegen,

00:14:27: desto mehr greife ich lenken ein.

00:14:29: Wenn ich jetzt ein Hund habe, der dauert die 100 Meter oder die 50 Meter vorläuft.

00:14:33: Und ich will das nicht, weil das hier in meiner Situation gerade nicht gut ist.

00:14:37: Dann wäre das wieder so ein Fall, wo ich sage, alles klar, was kann ich tun.

00:14:40: Gehört da vielleicht doch noch mal eine Leine dran,

00:14:43: weil ich das in dem Bereich nicht gut finde.

00:14:45: Und dann habe ich auch wieder eine Grenze gesetzt.

00:14:47: Das heißt, du merkst schon, ich setze durchaus Grenzen.

00:14:51: Ich glaube, dass unsere Hunde permanent Grenzen gesetzt kriegen.

00:14:54: Und ich sage auch zu bestimmten Dingen, das möchte ich jetzt nicht.

00:14:57: Nein, das möchte ich jetzt nicht.

00:14:59: Der Unterschied zwischen dem, was man traditionell vielleicht als Grenzensetzen empfindet

00:15:05: und dem, was wir machen, liegt eher darin, dass ich sage, nein.

00:15:10: Ich möchte zum Beispiel jetzt nicht, dass du mich anspringst.

00:15:12: Mir tut das gerade weh.

00:15:14: Ich will das nicht. Mir ist das unangenehm.

00:15:16: Warum auch immer, das muss ich meinem Hund ja auch nicht erklären.

00:15:18: Sondern ich sage, ich möchte das jetzt nicht.

00:15:20: Aber ich habe wahrgenommen, dein Bedürfnis ist gerade ganz doll zu mir zu kommen.

00:15:25: Und vielleicht mit der Nase an mein Gesicht zu kommen, um mich zu begrüßen.

00:15:29: Weißt du was, ich möchte nicht angesprungen werden.

00:15:31: Aber ich gehe jetzt auf die Knie runter und dann kannst du an mein Gesicht.

00:15:35: Oder ich möchte jetzt nicht angesprungen werden.

00:15:38: Und du möchtest gerade mit mir spielen.

00:15:40: Ich will aber eigentlich gerade nicht spielen.

00:15:42: Muss immer auf Gegenseitigkeit beruhen, sonst ist es keins.

00:15:45: Ich möchte nicht mit dir spielen.

00:15:47: Ich mache dir aber einen Vorschlag, wie zum Beispiel, hol doch mal deinen Spielzeug.

00:15:51: Gehe dich selbst beschäftigen.

00:15:53: Ich ergebe dir andere Möglichkeiten und mache dir Vorschläge,

00:15:58: wie du deine Bedürfnisse ohne Milch oder auf andere Art und Weise mit mir befriedigen kannst.

00:16:05: Das heißt, ich sehe das nicht als ungehorsam oder ungehörig, wenn du mich anspringen willst.

00:16:11: Lieber Hund, ich sehe das nicht als übergriffig.

00:16:14: Ich muss dir da keine Grenze setzen, die dich einfach nur abweist, zurückweist und wieder in einen Rahmen presst.

00:16:20: Sondern ich erkenne deinen Bedürfnis an.

00:16:22: Und ich arbeite damit.

00:16:25: Und ich helfe dir zu lernen, dass du das auch ohne mich befriedigen kannst.

00:16:30: Und das ist doch der hin und herweite Unterschied.

00:16:33: Und wenn du dann eine Grenze überschreitest, die ich dir nicht zugestehen kann oder möchte,

00:16:39: also die ich dir entweder aufgrund des äußeren Umstands oder äußeren Umständen nicht zugestehen kann,

00:16:48: oder weil ich es einfach nicht möchte, weil ich es zum Beispiel emotional nicht kann,

00:16:52: dass ich den Hund an der Stelle ableine und ihn deswegen an der Leine halte.

00:16:56: Oder weil ich es nicht aushalte, dass der Hund etwas tut, was ich für mich nicht richtig anfühlt.

00:17:02: Das sind ja auch akzeptable Grenzen, an denen kann man arbeiten, die kann man verschieben,

00:17:07: aber grundsätzlich gehören die eben auch dazu.

00:17:09: Dann ist es meine Aufgabe dem Hund, das mitzuteilen auf eine Art und Weise, das er lernen kann.

00:17:16: Was kann ich stattdessen tun und trotzdem mich gut und wohl zu fühlen?

00:17:20: Wie kann ich damit umgehen und wie kann ich auch damit in Zukunft umgehen?

00:17:27: Das Thema Grenzensätzen findet für unsere Hunde immer und überall statt.

00:17:33: Unsere Hunde dürfen sich nicht aussuchen, was sie essen.

00:17:36: Sie dürfen sich nicht aussuchen, wo ihr Wasser absteht.

00:17:39: Sie dürfen sich nicht aussuchen, welchen Bodenbelag wir zu Hause haben

00:17:43: und ob der für sie angenehm oder unangenehm ist.

00:17:45: Sie dürfen sich nicht aussuchen, mit wem sie sich treffen, wann sie sich treffen,

00:17:49: ob sie sich fortpflanzen, mit wem sie sich fortpflanzen.

00:17:52: Sie dürfen sich nicht aussuchen, wann, wo sie spazieren gehen,

00:17:56: ob wir das mit oder ohne Auto machen, wie schnell, wie langsam wir gehen.

00:18:00: Ja, vielleicht gibst du deinem Hund schon relativ viel Mitbestimmungsrecht

00:18:03: und er bekommt eine Auswahl, so was wie gehen wir links oder rechts

00:18:07: oder du passt dich auch ihm an, aber eine wirkliche Entscheidung

00:18:10: haben unsere Hunde doch in der Regel nicht.

00:18:12: 99 Prozent unserer Hunde, das ist Alltags unserer Hunde,

00:18:16: unterliegt doch dem, was wir für sie entscheiden.

00:18:19: Das heißt, wir setzen in einer Tourgrenzen

00:18:23: und dementsprechend ist Grenzensitzen immer ein Thema im Zusammenleben mit Hunden.

00:18:28: Für mich ist die Frage daher nicht, ob wir Grenzen setzen,

00:18:33: sondern wie wir Grenzen setzen, wie starr sie für uns sind,

00:18:38: woher der Hund die Sicherheit bekommt, dass er das, was er gar tut, in Ordnung ist.

00:18:44: Für uns, das ist ja immer nur unsere Interpretation,

00:18:47: ich setze zum Beispiel keine Grenzen, nur weil man das so macht,

00:18:51: sondern ich setze dann Grenzen und lenke meinen Hund dort,

00:18:55: wo es sonst für ihn, für mich oder die Umwelt unangenehm wird.

00:18:59: Und dort ist es dann auch meine Verantwortung dafür zu sorgen,

00:19:04: dass mein Hund Verhaltenstrategien entwickelt,

00:19:07: mit denen er gut, voller Wohlbefinden durch die Situation kommt,

00:19:11: die für mich okay sind und die die Umwelt nicht behandelt.

00:19:16: Ich werde nicht beeinträchtigen oder gefährden.

00:19:20: Und dafür trainiere ich einen Verhaltensrahmen,

00:19:24: der primär darüber läuft, dass ich dem Hund zeige,

00:19:27: was ist für mich in Ordnung, was ist für mich gut,

00:19:30: was möchte ich mehr haben und das verstärke.

00:19:33: In der Sekunde, wo der Hund Dinge tut, wo ich sage,

00:19:36: oh ja, kann ich mit leben, mag ich aber nicht so richtig gerne.

00:19:39: Mir überlege, ist da eine Trainingsnotwendigkeit ja oder nein?

00:19:43: Wie kann ich dem Hund aufzeigen, was kannst du stattdessen tun?

00:19:46: Und in der Sekunde, wo der Hund etwas tut, wo ich sage,

00:19:49: nee, das geht für mich aber gar nicht, in der Sekunde greife ich ein.

00:19:53: Aber ohne ihn zu hemmen, zu bedrohen, zu korrigieren oder zu strafen,

00:19:59: in dem Sinne, dass ich sage, Schluss, ich muss jetzt hier eine Grenze setzen,

00:20:02: sondern nehme ich einfach nur über auftrainierte Signale, klar mache, stopp,

00:20:07: das möchte ich nicht, mach stattdessen dies.

00:20:09: Oder du kannst stattdessen dies machen, wenn der Hund dann sagt,

00:20:12: nee, das kann ich gerade nicht, ich mache doch noch was anderes,

00:20:15: dann kann ich ja theoretisch wieder sagen, entweder sage ich dann wieder,

00:20:19: stopp, das möchte ich nicht, über auftrainierte Signale,

00:20:22: ich möchte, dass du stattdessen xy machst.

00:20:25: Und wenn der Hund dann sagt, xy schaffe ich nicht, aber ich mache z

00:20:29: und z ist für mich okay, kann ich das wieder verstärken.

00:20:31: Das heißt, für mich ist das ein ganz, ganz wichtiger Aspekt,

00:20:37: eine gelungene Kommunikation mit den Hunden aufzubauen,

00:20:40: in denen ich meine Bedürfnisse kommunizieren kann,

00:20:43: in denen ich ihre Bedürfnisse erkennen kann,

00:20:47: in dem sie mir mitteilen können, wo ihre persönlichen Grenzen sind

00:20:51: und in denen ich mitteilen kann, wo meine Grenzen setzen,

00:20:55: gehört zum Zusammenleben dazu.

00:20:58: Und meiner Meinung nach, wenn Grenzen vehement verteidigt werden müssen,

00:21:03: egal ob Menschen oder Hunde das tun,

00:21:06: dann bedeutet es nur, dass ihr Bedürfnis massiv überschritten worden ist.

00:21:10: Und ja, es gibt Menschen, die haben ein extremes Bedürfnis,

00:21:13: Hunde zu kontrollieren, Macht über sie auszunehmen

00:21:17: und sie deklarieren es einfach als Verantwortung vielleicht

00:21:21: und als so macht man das und das ist halt so.

00:21:23: Und dann schreien sie nach dem Setzen von Grenzen

00:21:26: und dann kommen halt auch solche Sachen, wie Grenzen setzen, gibt Sicherheit.

00:21:31: Was Hunde brauchen, ist eine klare, eindeutige, strukturierte Kommunikation.

00:21:39: Nicht in dem Sinne von, wir müssen ultra streng und ultra konsequent sein,

00:21:44: sondern ehrlich, dass unsere Mimik dasselbe sagt wie unser Körper,

00:21:48: dasselbe sagt wie unsere Stimme.

00:21:50: Dass wir uns darüber klar werden, welche persönlichen Grenzen haben wir,

00:21:55: wo gibt es Graubereiche und wo sind unsere Bedürfnisse in Gefahr,

00:22:00: welche Bedürfnisse hat der Hund, wo gibt es Graubereiche, wo wir sagen,

00:22:04: alles klar, da müssen wir Abstriche machen

00:22:06: oder wo müssen wir die Bedürfnisse des Hundes auch wirklich komplett hinten anstellen,

00:22:10: weil er eben nicht einfach das Rehetzen kann,

00:22:13: weil wir das dem Reh nicht antun wollen

00:22:16: oder weil wir nicht einfach nicht wollen, dass er auf die Straße springt,

00:22:19: weil wir es dem Hund und dem Autofahrer nicht antun wollen und so weiter und so fort.

00:22:23: Und dann übt man, man trainiert Signale, mit denen man die Hunde lenken kann,

00:22:28: man teilt ihn mit, wo ist es im Verhaltensrahmen richtig, richtig gut,

00:22:32: was du tun kannst, was wollen wir gerne mehr sehen.

00:22:36: Und für den Worst Case baut man dann vielleicht noch das eine oder andere Signal auf,

00:22:42: wo man sicher, lenkend eingreifen kann

00:22:46: oder man hat zum Beispiel die Leine dran und gestaltet die Situation.

00:22:50: Ich glaube, dass dieses Thema Grenzen setzen unter uns Hundehalter*innen so groß ist,

00:22:56: weil wir ganz viel Druck erleben von außen, wie man das macht

00:23:01: und was man zu tun hat.

00:23:03: Und meistens, wenn ich mit den Leuten spreche, dann werden ganz viele Grenzen nur gesetzt,

00:23:08: weil man das so macht, aber nicht unbedingt, weil sie für die Menschen wichtig sind.

00:23:12: Meine Hunde durften mich zum Beispiel zur Begrüßung anspringen

00:23:15: und trotzdem hatte ich die Möglichkeit, ihnen mitzuteilen, wenn ich das mal nicht wollte,

00:23:19: weil ich zum Beispiel damals nach der Bauch-OP einfach Angst hatte,

00:23:23: dass wenn sie mir jetzt in meinen riesen Naht am Bauch in die Frische reinspringen,

00:23:28: dass das für mich nicht gut ist.

00:23:30: Und dann ist es wichtig, dass ich eine Kommunikation mit den Hunden aufgebaut habe.

00:23:34: Dann ist es wichtig, dass ich verstehe, dass sie diese Kommunikation auch wahrnehmen können müssen,

00:23:42: das sind ein Satz, wahrnehmen können müssen,

00:23:44: also dass sie die Möglichkeit brauchen, diese Kommunikation überhaupt wahrzunehmen und zu verstehen.

00:23:49: Und das ist wie in jeder guten Beziehung nichts, was sich über einen Schnipsen aufbauen lässt,

00:23:54: sondern da brauchen wir wieder Verständnis für die Körpersprache, für das Lernverhalten,

00:23:59: für den Hund, für die Denkensweise vom Hund und so weiter und so fort.

00:24:04: Und vielleicht hilft es dir anzuerkennen, dass Hunde kein klassisches, hierarchisches Denken, wie wir Menschen haben.

00:24:13: Vielleicht hilft es dir, dass es nicht darum geht, dass Grenzen schwarz-weiß sein müssen,

00:24:21: sondern es geht darum, dass man sich eine Struktur aufbaut,

00:24:24: einen Verhaltensrahmen aufbaut, in dem man gut miteinander leben kann

00:24:28: und dann miteinander wächst und diesen Rahmen ausbaut.

00:24:32: Das heißt, dann dafür sorgt, dass dieser Rahmen immer, immer angenehmer für beide Seiten wird.

00:24:38: Wenn du jetzt sagst, alles klar, habe ich soweit verstanden,

00:24:42: das klingt auch ganz sexy, aber ich weiß noch gar nicht, wie ich das umsetzen soll,

00:24:48: wie das dann ganz konkret geht und so.

00:24:51: Das klingt zwar wunderbar, aber wie bringe ich das denn bitte in den Alltag?

00:24:55: Wie geht das?

00:24:57: Dann lade ich dich herzlich, herzlich ein in den Anlass mit Hund Zirkel.

00:25:02: Ich verlink dir den hier unter dem Podcast.

00:25:04: Da wird es im April, in April einen Vortrag und einen kleinen Kurs von mir zum Thema Grenzen setzen geben.

00:25:13: Und gleichzeitig findet der Vortrag live statt bei Hundetraining Eutin.

00:25:21: Im April guckt da gerne vorbei.

00:25:24: Auch da setze ich dir hier nochmal einen Link rein,

00:25:28: bzw. du meldest dich einfach zu unserem Newsletter an.

00:25:31: Und da werde ich in den nächsten Wochen mehrfach sagen, wie man sich zu dem Vortrag anmelden kann,

00:25:36: wenn du in Eutin oder umgebung bist.

00:25:38: Da wird es auch ein paar Workshops dazu geben.

00:25:41: Und zu dem Thema, wenn du also live vor Ort mit mir regional trainieren willst,

00:25:46: dann wäre Eutin gerade die nächste Möglichkeit jetzt im April als Event.

00:25:52: Und genau, ich hoffe, dass dir Ingers Frage so gut gefallen hat wie mir.

00:25:58: Ich danke dir von Herzen.

00:26:00: Ich hoffe, dass du und dein Hund ein Kommunikationsweg finden,

00:26:04: wie ihr Grenzen miteinander kommunizieren könnt,

00:26:07: sodass sie euch beiden Sicherheit geben und Bedürfnisbefriedigung,

00:26:12: ohne dass wir da an die hart gesetzten Haut raufgrenzen mit Stacheldraht und Stromzaun denken,

00:26:21: eher im Sinne von, wir lernen miteinander zu kommunizieren, um zu gehen, zu wachsen, und so weiter und so fort.

00:26:30: Bis bald.

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