Hunde unter sich
Shownotes
Diese Folge verbindet Praxis, Forschung und ehrliche Selbstreflexion:
🐾 Ella zieht ein – und zeigt mir, wo alte Routinen im Kopf noch aktiv sind. 🐾 Eine Begegnung am Fluss: Wie Hunde Konflikte lösen, ohne laut zu werden. 🐾 Warum erwachsene Hunde selten „spielen“, sondern klug verhandeln. 🐾 Was Hund-Hund-Kommunikation und Hund-Mensch-Kommunikation unterscheidet – und was sie verbindet. 🐾 Und warum Loslassen oft der erste Schritt zu echtem Verstehen ist.
💡 3 Impulse für Dich: 1. Beobachte Dich selbst: Erkenne, was in Dir passiert, wenn Dein Hund reagiert – oft liegt dort der Schlüssel. 2. Hinterfrage Deine Interpretation: Verhalten ist vielschichtig – was Du siehst, ist nur ein Ausschnitt. 3. Lerne die Zwischentöne zu lesen: Die feinen Signale Deines Hundes sind das Fundament jeder Beziehung.
Wenn Du tiefer eintauchen möchtest in die faszinierende Welt der Hundekommunikation, dann komm zu meinem Vortrag „Hunde unter sich“. Wir schauen gemeinsam, wie Hunde Konflikte lösen, Beziehungen gestalten – und wie Du als Mensch davon profitieren kannst.
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Transkript anzeigen
Hunde unter sich
Anne Bucher
Sprache 0:01
Hi, hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode vom Anders mit Hund Podcast. Nun gab es doch wieder eine längere Podcast Pause und das hat verschiedene Gründe gehabt, aber jetzt bin ich wieder für dich da und nehme dich mit. In der Zwischenzeit hat sich vieles getan und du wirst heute Ella kennenlernen. Ella ist der Neuzugang in unserer Familie. Falls du mich noch nicht kennst, ich bin Anne Bucher, Gründerin von Anders mit Hund und nehme dich in diesem Podcast mit in das breite Feld des Hundeverhaltens, seinen Ursachen, seiner Veränderung und seiner Bedeutung für das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund.
Ich habe es ja gerade schon gesagt, Ella ist in unser Leben getreten und Ella ist eine patente, lustige Begeldame im zarten Alter von neuneinhalb und sie ist klug, sie ist eigensinnig, sie bringt mehr Lebenserfahrung mit als so mancher Mensch und sie lebt jetzt seit gut zwei Wochen bei uns und hat unser Leben schon ordentlich durcheinandergewirbelt. ghrelangvolle. Ich sehe mich noch einmal an bestimmte Dinge zu erinnern. Ich merke an Ella total, wie ich mich immer wieder rückbesinne auf die Hunde, die bisher mein Leben begleitet haben. Ich glaube, ich hatte noch nie einen Hund an meiner Seite, der so pflegeleicht war, der sich so schnell in mein Leben eingefügt hat. Und das bedeutet nicht, dass wir nicht einige Trainingsaufgaben mit Ella haben. Also wir haben einiges an Trainingsaufgaben vor uns, aber sie bringt keine großen Ängste und kein großes Aggressionsverhalten gegenüber Menschen oder anderen Hunden mit. Also sie hat jetzt schon mal andere Hunde angeknurrt, sie hat schon mal abgeschnappt, sie hat auch schon mal andere Hunde angebellt. All das kann ich an Ella auch beobachten. Gutes, normales Hundeverhalten in abgestufter, deutlicher Kommunikation. Aber ich muss jetzt nicht Angst haben, dass sie ihre Zähne gleich in jemanden reinhaut oder so. Und das ist etwas, was ich gerade an mir beobachten darf. Wie oft ich noch so reagiere, als wären meine früheren Hunde an meiner Seite. Wie tief vertraute Routinen in mir stecken. Wie tief auch die Ängste bei einem neuen Hund für mich stecken. Also die Ängste in mir sind, dass solche Erlebnisse sich wiederholen und dass die ersten Jahre, die schwierigen Jahre sich wiederholen. Wir hatten da auch echt eine Hemmschwelle, einen Hund aufzunehmen, aus verschiedenen Gründen, aber eben auch, weil in unserem Leben es einfach turbulent zugeht, häufig auf engen Raum turbulent zugeht und das nicht für jeden Hund gemacht ist.
Ella hält mir sozusagen jetzt gerade so ein bisschen, reibt mir ein bisschen unter die Nase, wo ich noch alte Überzeugungen abspule, wo ich zwar als Hundetrainerin verstehe, was passiert, aber als Halterin noch einmal üben darf, das umzusetzen, was ich lehre, nämlich auf das Verhalten des Hundes zu gucken, statt in der Vergangenheit rumzupieksen. Das heißt, ich darf gerade nochmal zum Beispiel die Erfahrung machen und auch mein Mann, dass wenn uns an Runden entgegenkommen, wir ganz deutlich zum Beispiel die Leine fester greifen, so ein Klassiker, vielleicht nicht unbedingt stramm nehmen, aber dass wir uns sozusagen wappnen, was jetzt vielleicht gar nicht mehr so nötig ist. Und vor ein paar Tagen habe ich eine Begegnung erlebt, von der möchte ich dir heute erzählen. Denn diese Begegnung hat mir das total eindrucksvoll gezeigt. Wir sind am Fluss spazieren gegangen und ich, Ella war erst vier Tage, fünf Tage bei uns, vielleicht ein paar Tage länger, auf jeden Fall noch keine zehn. Und Ella war noch nie im Freilauf.
Das heißt, wir haben noch null Freilauferfahrungen miteinander gesammelt und wir waren an einem Fluss spazieren, auf der einen Seite Gebüsch und ein kleines Bächlein, wir waren auf so einer Art Deich und auf der anderen Seite ein großer, breiter Fluss. Und von Weipen sehe ich einen Mann, eine Etage tiefer am Deich, auf uns zugehen und der Hund war sehr, er hatte einen Hund dabei und der Hund, der war sehr aufgeregt, der ist große Kreise um den Mann gerannt und ist viel stehen geblieben, dann wieder gerannt im Vollgas, aber da gab es nicht so ein Traben oder so ein gemächliches Hin- und Herschnüffeln. Also du hast schon von Weipen gesehen, so richtig impulsiv, richtig viel Energie dahinter und ich hab zu meinem Mann, zu David gesagt, oh, der ist jung, der ist stürmisch, der guckt noch so richtig, was das Leben ihm zu bieten hat und ist noch so richtig risikofreudig und ich bin mir ziemlich sicher, der knallt gleich in uns rein. Der wird gleich die Ella sehen und dann wird er zu uns stürmen mit vollem Karacho und ich lass die Leine fallen. Also wenn er das macht, lass ich einfach die Leine fallen, ganz bewusst, nicht aus Leichtsinn, sonde ich vertraue der Ella, dass sie das besser kann, wenn ich nicht die Leine stramm nehme. Wir gehen einfach hier oben an unserem Weg ein bisschen weiter und ich lass die Leine fallen, damit es da ja gar keinen Tuck und Vertun gibt. Ich wollte sie nicht ableinen, weil mir erstens ziemlich sicher war, dass ich das Ableinen nicht mehr gut hinkriege, also dass mir die Zeit nicht bleibt. Und ich vor allen Dingen nach der Situation auch nicht haben wollte, dass ich sie wieder anleinen muss. Das Gelände war in Ordnung, wir haben eine dünne, leichte Leine hintendran, das heißt, ich hab das schon sehr schnell gut abgewegt. Ich glaub, das ist halt auch so ein bisschen mein Profivorsprung an der Stelle. Ich hätte das vielleicht im Wald oder mit viel Unterholz, hätte ich das nicht gemacht. Ich hätte das mit einer Flexi-Leine, also mit einer Rollleine nicht gemacht. Aber in dem Fall war mir ganz klar, wenn der in uns reinknallt, lass ich die Leine einfach fallen. Und dann kam es, wie es kamen sollte. Der Hund kam zu uns im Riesentempo, der war ganz plötzlich da. Ich hab die Leine fallen lassen. Ella ist ruhig geblieben, also sie hat in dem Fall nicht geknott. Sie hat eine Piluerektion, also eine Bürste gehabt über den kompletten ruhigen Rücken. Aber sie hat nicht geknott, sie hat nicht die Zähne geflatscht. Sie war sehr steif vom Bewegungsapparat her, also sehr stark sich gegangen, sehr viel an. Anspannung, Körperschwerpunkt sehr weit vorne, Hals sehr lang gemacht. Und dann haben sie sich umrundet und beschnüffelt. Und
man hat an Ella sehr viele Konfliktsignale gesehen. Und trotzdem hat sie das, sie hat ihn nicht attackiert. Also man hat ihr sehr deutlich angesehen, dass sie das nicht will, dass ihr das zu viel ist. Sie konnte sehr abgestuft reagieren. Und sie hat eher versucht, sich ihm zu entziehen und ihm aus dem Weg zu gehen. Und dieser kleine, äh, ähm, langhaariger, ähm, plüschige, wilde Hund sprang also um Ella rum und dann sprang er zu mir. Und Ella war blitzschnell. Kein Knurren, keine, keine, ähm, Lautäußerung, kein Zähnezeigen, aber sie ist sofort zu ihm hingesprungen und hat ihm, äh, gestoppt, ist vor ihm gesprungen, ist dann in die Vorderkörpertiefstellung, also Brust auf den Boden gegangen, ist dann vor ihm hin und her gesprungen. Mit sehr viel Bewegung, sehr viel Tempo und hat so ein scheinbares Spiel initiiert, hin und her. Und in Wahrheit hat sie ihm Grenzen gezogen. Das heißt, sie hat immer wieder, wenn er zu mir kam, wenn er an mir hochgesprungen ist, dann hat sie das Spiel intensiviert und hat dabei geguckt, dass sie zwischen mich und ihn kam und dass die Rennenspiele dazu führten, dass sie ihn im Prinzip von uns weggejagt Warum er also der Hase war und sie der Jäger war und dass sie ihn zu seinem Menschen wegtreibt oder Hauptsache von uns weg. Ich glaube, es war egal, ob zu ihrem, seinem Menschen oder nicht. Und viele hätten jetzt gesagt, ach, guck mal, die spielen, aber das ist halt zwar spielerisches Verhalten, weil es für uns von außen aussieht wie Spiel, aber es ist in der Welt des Hundes, ist es kein echtes Spiel, sondern es ist eine soziale Verhandlung sozusagen. Also es ist der Versuch, einen Interessenkonflikt ohne Aggressionsverhalten zu klären, aber ganz klare Grenzen zu setzen. Und das ist einer der Gründe, weshalb vermeintliches Spiel so häufig unter Hunden kippt, weil spielen eben ein oder das, was für uns aussieht wie Spiel, ich nenne das jetzt auch hier weiterspielen, weil ich glaube, die Neurobiologie dahinter ist jetzt für uns hier nicht so relevant. Aber das ist quasi brillant ausgeführtes Grenzen ziehen. Sehr angenehm für das Gegenüber. Es ist aber auch der Grund, wenn nicht beide Hunde diese Kompetenz besitzen oder wenn diese Grenzen dann nicht gewahrt werden, dass es dann kippt und ernster werden kann. Das ist einer der Gründe, weshalb ich gucke, auf die Uhr gucke bei solchen Sachen. Ich habe es in dem Fall zum großen Teil mitgefilmt, dann kann man eh gut auf die Uhr gucken und schaue, dass ich die Situation zügig entschärfe. Ich bin also weitergegangen, habe geguckt, dass ich schnell von dem Menschen wieder wegkomme. Der ist uns ja entgegengekommen, das heißt, der wollte in die Richtung weiter, wo wir hergekommen sind. Und ich bin weitergegangen. Und immer wenn der junge Hund sich dann von uns abgewendet hat und zu seinem Menschen gelaufen ist, war es für Ella in Ordnung. Und in der Sekunde, wo der aber wieder zu mir kam, ist sie sofort wieder zwischen uns, hat vorderkörpertivstellung gemacht, ist vor ihm hin und her gesprungen und so weiter und so fort. Wie dem auch sei, dieser Hund ist nicht nur einmal zu mir gekommen, er ist bestimmt fünf, sechs Mal zu mir gekommen und Ella wurde mit jedem Mal ein bisschen nachdrücklicher und hat länger nachgesetzt, wenn er von mir weggelaufen ist. Also am Anfang ist sie nur drei, vier Galoppsbrücke mitgelaufen und beim letzten Mal ist sie wirklich bis zu seinem Menschen mitgelaufen und zwar an der Flanke des Hundes. Also sie hat ihn weggedrückt im Prinzip. Der war mindestens dreimal so groß wie sie oder doppelt so groß wie sie. Der war junger, der war agiler und trotzdem war sie da sehr nachhaltig, konsequent unterwegs, ohne dass sie ihn irgendwie verletzt hätte. Und das ist ein total sinnvolles innerartliches Verhalten. Hunde miteinander müssen gar nicht grob werden, um zu sagen, was sie wollen. Ich habe ihr angesehen, dass das immer mühsamer für sie wird, dass ihre Augen weiter aufgerissen werden, dass ihre Bewegungen auch steifer werden. Und wir haben dann geguckt, dass wir die Situation zügig entschärft bekommen. Ich bin irgendwann dann einfach mit ein Stück zu dem Menschen gegangen, damit der seinen Hund rannehmen konnte, an die Leine nehmen konnte und weitergehen konnte. Und ich bin dann wieder zügig weg, dass Ella mit mir aus der Situation kam, habe kurz drauf die Leine aufgehoben. Wir sind dann weiter geschlendert. Sie war danach K. O. Das hat also schon an ihr genagt. Aber wir konnten das Ganze gut klären. Und was ich dir heute mitgeben möchte, ist, das sind mehrere Dinge. Der wichtigste Aspekt für mich ist aber, vielleicht kennst du diese Aussage Hunde unter sich. Und diese Aussage Hunde unter sich, die wird ganz oft herangezogen dafür, dass wir rechtfertigen oder dass gerechtfertigt wird, dass Menschen mit Hunden grob umgehen. Und wenn man Hunde mit einem Hunde Gutem Sozialverhalten sich anguckt, dann ist da gar nicht viel Grobheit. Aber dieses gute Sozialverhalten, das braucht ein paar Voraussetzungen und damit meine ich jetzt nicht alleinig die Sozialisierung, sondern ich meine, dass der Hund auch lernen muss, lernen darf, dass seine Kommunikation gesehen und gehört und nicht ignoriert wird. Denn wenn sie nicht gesehen, gehört wird, sondern ignoriert wird, dann muss er ja immer lauter werden und immer gröber. Und wenn man über Hunde unter sich spricht, dann meint man meistens lautes, grobes Verhalten und rechtfertigt damit das laute, grobe Verhalten, so nach dem Motto, Hunde unter sich sind ja auch nicht zimperlich. Tatsächlich sind sie allerdings sehr kommunikativ, sehr fein abgestuft und sehr sozial kompetent. Das ist eine, sie sind mit die kompetentesten Wesen im Zusammenleben, in Gruppen mit verschiedenen Arten, die es auf der Welt gibt. Sie sind da drin brillant. Und ich möchte dir heute mitgeben, Hunde unter sich, die ein gutes Wohlbefinden haben, eine gute Zufriedenheit und die eine Lernerfahrung gemacht haben, dass ihre Stimme gehört wird oder ihr Verhalten gehört wird, die sind sehr feinfühlig und die sind sehr brillant in der Kommunikation ausgefeilt. Wenn Hunde miteinander grob sind, dann liegt es an einer Ausgangssituation, bestehend aus Lernerfahrungen, bestehend aus aktuellem Wohlbefinden, all diesen Dingen. Und dann ist es unsere Aufgabe als HundehalterInnen und als HundetrainerInnen, dafür zu sorgen, dass sie wieder andere Lernerfahrungen machen, damit sie diese brillante, feine Kommunikation wieder ausarbeiten und erleben können. Das zweite, was ich mit dir mitgeben möchte, ist, alles was nach Spiel aussieht, ist noch lange kein Spiel. Erwachsene Hunde und sich fremde Hunde spielen nicht, um zu spielen, sondern sie spielen, weil sie Verhandlungen miteinander führen, sich intensiver miteinander auseinandersetzen und sich Grenzen stecken. Auf eine sehr gute kommunikative Art. Das bedeutet nicht, dass jeder Hund spielen muss mit anderen Hunden, sondern umgekehrt, dass wenn Hunde mit fremden Hunden oder erwachsene Hunde untereinander spielen, dass es sich lohnt, sehr genau hinzugucken und sich zu hinterfragen, beziehungsweise die Kommunikation des Hundes sich genau anzugucken, zu hinterfragen, warum tut er das, was klärt er da eigentlich, also wofür ist das die Strategie, was versucht er da möglichst gut zu meistern. Und wenn dich das Thema interessiert, wie Hunde im sozialen Miteinander über Körpersprache, Blittrichtung und Co. kommunizieren und inwiefern dieser Begriff Hunde unter sich wirklich zustimmt und wo Hunde unter sich und Mensch und Hund in der Kommunikation vergleichbar sind, dann lege ich dir meinen Vortrag Hunde unter sich sehr ans Herz. Der findet am Donnerstag, den 27.11. live statt. Gibt es auch eine Aufzeichnung zu, kann man sich auch hinterher nur die Aufzeichnung gönnen oder eben anders mit Hund Zirkel Mitglied werden, wo der Hundvortrag auch da ist. Ich möchte dir jetzt noch drei Impulse vorgeben, die du auch ohne Vortrag direkt für dich nutzen kannst, denn Ella hat mich sehr daran erinnert, dass Kommunikation nicht erst dann beginnt, wenn es laut wird, sondern dass es viele Hunde gibt, die sehr fein und abgestuft kommunizieren. Das tut sie nämlich auch und dass wir mit unseren Vorahnungen, Gedanken, Lernerfahrungen, die wir vielleicht mit vorherigen Hunden oder mit anderen Hunden gemacht haben, da ungünstig eingreifen und deswegen möchte ich dir drei Impulse mitgeben, die du auch so für dich nutzen kannst. Erstens, beobachte dich doch mal in Begegnungen oder in Situationen mit deinem Hund, in denen dein Hund vielleicht laut wird, erst einmal selbst. Also was löst das Verhalten deines Hundes, was du erwartest in dir aus an Handlungen? Nimmst du die Leine fester? Spannst du dich an? Hältst du die Luft an? Also empfindest du Angst, Ärger, ein Kontrollbedürfnis und wir reagieren ganz häufig auf unsere Erwartungshaltung und nicht auf das Verhalten des Hundes und es steht uns dann im Training im Weg. Wenn du das an dir wahrnimmst, dass du fest dazu packst, dass du ärgerlich wirst etc., dann empfehle ich dir, guck, dass du eine gute Anleitung kriegst, was du tun kannst und Lerngelegenheiten schaffst, in denen du mit einer guten Stimmung für dich neue Kompetenzen entwickeln kannst. Es ist nicht deine Schuld, dass du so reagierst, in dem Sinne, dass deine Schuld ist, dass der Hund so reagiert, sondern ihr beide tragt Verantwortung für die Situation und ihr beide tragt Verantwortung für die gemeinsamen Lernerfahrung. Du allerdings mehr als dein Hund,denn der hat sich das Leben nicht ausgesucht. Ihr lernt voneinander und miteinander und du kannst jetzt, weil du eben derjenige bist, der reflektieren und darüber nachdenken kannst, das Ruder rumreißen. Ich empfehle dir, die Lerngelegenheiten zu suchen, also Situationen aufzusuchen, in denen du andere Strategien mit weniger Ärger, mit weniger Sicherheitsbedürfnis, mit mehr Entspannung bei dir freudvoll trainieren kannst und dadurch dich selbst an die Hand nimmst. Gerne mit Unterstützung, gerne auch mit uns. Das zweite, was ich dir empfehle, ist, übersetz mal das Verhalten deines Hundes nicht sofort in das ist Spiel oder da hat er ein Problem oder was auch immer, sondern halte mal ganz kurz inner und überlege dir, welche zwei alternativen Funktionen dieses Verhalten noch haben könnte. Also will der zum Beispiel wirklich spielen oder möchte der den anderen Hund eigentlich eher fernhalten und eher die Situation irgendwie steuern zum Beispiel. Kommunikation ist niemals eindimensional. Kommunikation hat immer mehrere Dimensionen und wir Menschen sind häufig gut darin, das Verhalten unserer Hunde zu interpretieren. Aber die Interpretationen sind nicht immer richtig, das heißt, wir sind häufig schnell in der Interpretation, wir liegen aber nicht immer richtig und es macht ganz viel Sinn, Interpretationen aus mehreren Richtungen zu beleuchten. Und das dritte, was ich dir empfehle, ist, trainiere dein Auge für Zwischentöne. Also schau auf das, was dein Hund zwischen den Handlungen wirklich zeigt. Kleine Gewichtsverlagerungen, Blicke, Atemrhythmus und je mehr du diese feinen Signale siehst, desto besser verstehst du vielleicht auch, was dein Hund tatsächlich als Bedürfnis hat, wann er vielleicht deine Unterstützung braucht. Und was am Ende zum Beispiel dazu führt, dass er einmal ausatmet. Also ob das vielleicht der Moment ist, wie bei der Ella jetzt in dem Beispiel, dass der andere Hund dann nicht mehr hinterher rankommt, sondern sich Aul entfernt. Das konnte sie sich sehr schnell wieder mit der Umwelt einlassen, hat einmal tief durchgeatmet und ist dann wieder schnüffeln gegangen. Solche Dinge. Wenn du diese Zwischentöne entdeckst, dann entdeckst du auch, was dein Hund entlastet. Für mich war diese Begegnung am Fluss ein Reminder, dass für mich die Beobachtung von Hunden immer der Schlüssel ist, mein Training und meinen Umgang mit meinen Hunden zu gestalten. Und dass wir alle selbst nach Jahren als Hundetrainerinnen in dem Beruf Lernende bleiben und dass wir alle immer wieder unter unseren Lernerfahrungen leiden oder auch uns darunter wohlfühlen und dass wir es selbst in der Hand haben, diese aufzudecken und wieder zu verändern. Wir können das, wir Menschen. Hunde können das nicht aufdecken. Die reagieren einfach. Und deswegen ist es so wichtig, dass wir Menschen das anpacken. Wenn du das Thema vertiefen willst, dann komm gerne in meinen Vortrag. Dann schauen wir uns das gemeinsam an. Also wenn du Lust hast, komm in den Vortrag und wir schauen uns das noch gemeinsam an, wie Hunde unter sich tatsächlich reagieren und wo das mit Mensch- und Hundkommunikation vergleichbar ist und wo nicht. Und an der Stelle wünsche ich dir jetzt einfach viel Freude mit deinem Hund. Geh beobachten. Geh nochmal offen an Situationen heran. Löse sozusagen den Stempel, den du deinen Hund aufgedrückt hast. Das wird euch beide noch einmal die Möglichkeit geben, euer Verhalten aus verschiedenen Perspektiven zu sehen und dann gemeinsam das Verhalten für euch beide zu verändern.
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