#186 Niederlagen, Nervenzusammenbrüche & notwendige Erkenntnisse
Shownotes
Du wolltest nur mal eben was erledigen – und dann steht die Welt Kopf?
In dieser Folge erzähle ich Dir von genau so einem Moment. Mit voller Absicht alles richtig gemacht. Mit riesigen Erwartungen gestartet. Und mit einem fetten Dämpfer nach Hause gefahren.
Du hörst:
– warum ich mit zwei Hunden, voller Hoffnung und Halbpension auf Trainingsdurchbruch gesetzt habe – wie ein „Ich lauf nur mal schnell rüber“ zur emotionalen Vollkatastrophe wurde – und warum mein eigentlicher Fehler ein ganz anderer war als gedacht
Spoiler: Es war nicht der freilaufende Hund. Es war nicht das zu schnelle Loslaufen. Es war mein System, das keine Fehler vorgesehen hatte.
Wenn Du denkst: „Kenn ich. Fühl ich. Will ich anders machen.“ Dann hör rein. Und wenn Du danach weißt, dass Du einen klaren Plan brauchst: Aktuelle Infos gibt es im Newsletter: https://andersmithund.com/neugiernasen Mehr über uns https://andersmithund.com
Und jetzt: Play drücken. Denn nicht der perfekte Moment zählt. Sondern was Du draus machst.
Transkript anzeigen
Ich wollte nur mal eben. Kennst Du den Satz? Bei mir ist das. Der Satz, nach dem meistens ziemlich viel Chaos entsteht. Ich wollte nur mal eben und dann geht alles, alles schief. Und ich habe Dir heute eine Geschichte mitgegeben mitgebracht, in der ich auch nur mal eben wollte. Und was ich da aus dieser Geschichte gelernt habe, das habe ich natürlich nicht nur aus dieser Geschichte gelernt, aber diese Geschichte ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Hi, ich bin Anne Bucher, Gründerin von Anders mit Hund. Ein absoluter Hundeverhaltensnerd und ich bin Host dieses Podcasts und ich möchte Dich heute mitnehmen. Gut zehn Jahre zurück, Als mein Mann und ich in einem bayerischen Hundehotel für eine Trainingswoche bei einer tollen Referentin waren. Warum waren wir dort? Weil unsere Hunde Minnie und Nayeli uns vor Herausforderungen gestellt haben, die ich einfach nicht bewältigt bekommen habe. Minnie hat ganz viele Ängste mitgebracht und wir hatten super große Erregungsprobleme und sie hatte ein extremes Jagdverhalten. Trennungsstress. Und eigentlich war das ganze Leben mit ihr nervenaufreibend im Sinne von für sie nervenaufreibend und belastend und wenig Schönes.
Und mit unserer Nayeli, mit der war zwar der Alltag zu Hause, da schon relativ easy, aber sie hat große Probleme mit anderen Hunden gehabt und mit fremden Menschen und hat beiden gegenüber deutliches Aggressionsverhalten gezeigt. Und wir wollten endlich den Durchbruch im Training. Wir hatten das Gefühl, wir haben schon so viel gemacht und so viel getan und wir haben so viele Seminare besucht und wir haben so viel trainiert. Und irgendwo müssen wir doch Fehler drin haben in unserem System, dass es niemals friedlich wird, also dass es niemals an den Punkt kommt, wo ich sage Boah, jetzt kann ich mich mal zurücklehnen. Sondern gefühlt hatte ich immer eine riesige To Do Liste. Und ich wollte in dieser Trainingswoche bei der Referentin, der ich richtig vertraut habe, auch heute noch jederzeit vertrauen würde. Bei der wollte ich unbedingt den Durchbruch mit den beiden Hunden erleben. Wir haben also richtig Geld in die Hand genommen. Wir sind gut 700 Kilometer in dieses Hundehotel gefahren. Wir haben uns kein Zimmer im Hotel genommen, sondern eine Ferienwohnung, was echt teuer war.
Wir haben die Ferienwohnungen gezielt gewählt, eine relativ große am anderen Ende des Geländes, als das Hotel selbst steht, so dass wir hinter den Trainingshallen waren, die es dort gab und damit ein bisschen abgeschieden waren. Wir sind immer mit dem Auto Direkt an die Ferienwohnung rangefahren, haben die Hunde eingeladen, sind also zweimal am Tag extra woanders hin zum Gassi gefahren. Wir haben nicht einmal bei den Mahlzeiten mitgegessen, die inkludiert waren nur damit, sondern uns selbst versorgt, nur damit unsere Hunde die bestmögliche Ausgangsposition haben. Und wir haben halt alles investiert, damit das Training der Durchbruch wird. Und die Woche war nett formuliert, trainingstechnisch zäh. Nayeli und ich durften schon ab dem ersten Training nicht mehr mit in der Halle trainieren, sondern mussten in ein Separee in den Vorraum. Also ich habe das als echt, ja als als Niederlage. Wie sagt man eine Niederlage empfunden, dass wir es trotzdem, was wir uns erarbeitet haben, nicht geschafft haben. Dass Nayeli in der Halle kein Aggressionsverhalten zeigt und sich auf das einlassen kann, was ich von ihr will.
Also mussten wir raus aus der Halle, damit Nayeli nicht permanent überfordert wird. Das hat sich als Niederlage angefühlt. Wir sind auch die ganze Woche nicht wieder zurück in die Halle gekommen wären. Training von anderen da drinnen war. Der David hat die ganze Woche an ein und derselben Sache mit der Minnie gearbeitet. Ohne großes. Ohne große Durchbruch. Sie konnte keine Futterbelohnung von ihm nehmen. Auch das hat sich echt angefühlt wie eine Niederlage. Und die Woche war frustrierend. Kein Stück Magie, kein Fortschritt. Es war einfach nur mühsam. Und in dieser mühsamen, nervenaufreibenden, müden Stimmung machten wir uns samstags abfahrbereit. Das Auto war gepackt, die Referentin ist mit uns zurückgefahren. Auto war gepackt, alles war soweit fertig. Ich hatte allerdings noch den Schlüssel von der Trainingshalle, und wir waren ja relativ nah an der Trainingshalle. Und ich fand Minnies Lieblingsspielzeug Esel nicht. Also habe ich mir gedacht Ach, weißt Du was, läufst noch mal fix rüber in die Halle, hast noch zehn Minuten Zeit bis zur Abfahrt. Kannst ja noch mal eben in die Halle laufen und gucken, ob Esel da noch liegt.
Ob Du den beim Packen übersehen hast. Du weißt, was kommt, oder? Du ahnst es mal eben in die Halle. Ach, weißt Du was? Nimm doch mal eben die Hunde mit. Die haben ja noch 700 Kilometer Fahrt vor sich. Dann können die in der Halle noch mal kurz schnüffeln, können sich auf dem Weg dahin noch mal schnell vielleicht lösen und sind gleich auf der Fahrt ein bisschen gechillter, relaxter. Müde? Wir waren ja nach so einer Woche Training alle gar nicht müde und gar nicht fix und alle. Also machen wir das. Aber die Zeit drängte. Also nur schnell Geschirre grob an, schnell zwei relativ kurze Schleppleinen dran, die sie eigentlich im Wald getragen haben, wenn sie die hinterherschleppen durften. Also so 5 Meter biutane Leine ich nur schnell in die Schuhe geschlüpft, Hallenschlüssel in die Hand, Leinen in die Hand, los geht's. Und dann kommt ein freilaufender Hund. Da hätte kein Hund sein dürfen, Der hätte keinen Hund ohne Leine sein dürfen. Da hätte sowieso niemand sein dürfen. Aber es war jemand da.
Der freilaufende Hund schießt auf uns zu. Ich habe die biutane Leine in der Hand. Sie flutschen mir aus den Fingern. Ich kann mich auf meinen Schuhen sowieso nicht richtig halten. Die Hundefetzen auf diesen freilaufenden Hund zu reißen, sich also von mir losfetzen auf diesen freilaufenden Hund zu. Die Minnie ist glaube ich einfach nur mitgerannt. Die Nayeli hat aber ein ganz klares Ziel, der durfte sich uns nicht nähern. Also die war voll in ihrem Aggressionsverhalten, der war schnell. Es war so ein Border Collie, der mit so erhobener Rute und erhobenem Kopf auf uns zukam. Du weißt sicherlich, die sind sehr wendig, sehr schnell. Das war auch gut so! Der hat also abgedreht, ist weggelaufen vor den beiden, beide Hunde hinterher, die Besitzerin brüllend, ich soll meine Hunde zurückpfeifen. Ich rief nach meinen Hunden. Die Hunde haben natürlich nicht gehört. Nayeli hat ihn in eine Ecke gedrängt. Die Besitzerin ist hingestürmt und hat auf die Nayeli eingebrüllt und die abgeblockt. Ich bin auch hingestürmt, habe die Nayeli Gott sei Dank noch erwischt, bevor sie die Frau attackiert hat.
Und die Minnie rannte panisch über die Wiese bellend hin und her und verschwand auch kurz aus meinem Blick. Die Frau hat mich ziemlich beschimpft und ich stand da und war fix und alle. Es ist nichts passiert. Weiter also außer dem Schreck für uns alle. Die Nayeli hat auch nur in die Luft geschnappt und hat nicht attackiert. Ich hätte das sogar als Erfolg werten können, aber das ging nicht mehr. Ich war einfach fix und alle. Ich bin in die Halle, habe geguckt, ob Esel da liegt, bin mit meinen Hunden zurück zum Auto, habe die Hunde ins Auto gesetzt. Dann kam der David und die Referentin auch schon und ich habe Rotz und Wasser geheult. Wirklich Rotz und Wasser. Ich will nicht immer die Hunde haben. Ich will, dass es endlich vorangeht. Mann, wann ist es denn mal für uns leicht? Ich war vollkommen fertig. Ich glaube, Du kannst es nachvollziehen, wenn Du schon mal so Momente mit Deinem Hund hattest, wo Du einfach nur noch an Dir, an Deinen Hunden und an allem gezweifelt hast.
Ich war einfach nur noch durch bitterlich geheult. Übrigens die fast die komplette Rückfahrt und das kenne ich von mir sonst so gar nicht. Ich bin jemand, der mit Niederlagen relativ schnell in Lösungsorientierung übergeht, also der relativ schnell ist im Reflektieren und dann sagen ach komm, blöde Ausgangssituation, hast einen Fehler gemacht, ist jetzt aber auch mal gut. Aber für mich war das ein absolut emotionaler Tiefpunkt. Ich hatte das Gefühl, ich habe so richtig alle Hoffnungen investiert und wir fahren mit einer Niederlage. Und das Ganze nur, weil ich kurz mal eben wollte ich mich so geärgert über mich. Ich war so wütend, so enttäuscht von mir und von allem. Und irgendwann, als wir zu Hause ankamen und so ein bisschen Ruhe eingekehrt war, habe ich da gesessen und habe festgestellt Der Fehler ist ein ganz anderer. Der Fehler war also natürlich war es ein Fehler, morgens mit nicht so richtig zugemachten Schuhen und den glitschigen Biotanel einen da so herzuschlurfen. Und natürlich war es ein Fehler, vorher nicht mal um die Ecke zu gucken, ob da ein anderer Hund war etc.
Aber darum geht es gar nicht. Mein Fehler war ein komplett anderer. Mein Fehler war nicht der Mal eben Fehler primär, denn der ist menschlich. Der gehört dazu. Wir alle machen im Alltag diese mal eben Fehler. Mein Fehler war, auf ein System zu setzen, was den mal eben Fehler nicht inkludiert. Also darauf zu hoffen, dass ich ja nur perfekt trainieren muss, dass es nur in dem Moment einfach mal in einer Woche ich mich voll drauf fokussieren muss, dass alles richtig rund läuft, damit es funktioniert. Es war Der Fehler war, dass ich drauf gesetzt habe, dass ich, weil ich jemanden sehr für seinen Wissen und Können schätze, dass der mir auf die Finger guckt und sagt Ah, alles klar. Ich habe den. Ich habe den Knackpunkt entdeckt, Du machst das so und so, aber Du musst es so und so machen und dann wird alles gut. Das war der Fehler von mir, als mir bewusst geworden ist, dass der Fehler von mir war. Einfach aufs Training zu setzen und all in zu gehen beim Training, statt zu sagen Moment mal, ich brauche ein gutes, präzises Training.
Aber vor allen Dingen brauche ich Zusätzlich zu einem guten, präzisen Training ganz, ganz viele andere Bausteine. Zum Beispiel eine Alltagsstruktur, die meinen Hunden möglichst viel Druck und Stress nimmt und möglichst viel Wohlbefinden fördert und auch mir ein dickeres Nervenkostüm macht. Glücksmomente, auch die gesundheitlichen Aspekte gehören dazu. Aber da dreht sich hier nicht so rum. Und da habe ich übrigens auch lange den Fehler gemacht, dass ich gedacht habe, wenn ich erst einmal die Gesundheit im Griff habe, dann kann ich richtig loslegen mit meinen Hunden. Was ja auch wieder bedeutet, ich habe mich in die Verpflichtung gegeben, erst die Gesundheit, bevor das Training funktioniert und habe wieder im Endeffekt gesagt na ja, ohne Training kann ich nicht lösen. Training geht nicht wegen Gesundheit, also kann ich nichts lösen. Habe mich mit der Situation abgefunden, aber der Fehler war tatsächlich all in zu gehen und zu sagen ich brauche nur das richtige Training, weil das ist es eben nicht. Es ist nicht der Auslöser, das richtige Training, sondern das Training ist Teil eines Gesamtsystems und Konzepts, zu dem ganz, ganz viele Faktoren gehören.
Und ja, Du kannst im Training auch Teile des Gesamtkonzeptes unterstützen oder oder oder demontieren, also kaputt machen. Ich will Training damit gar nicht schlechter machen, sondern ich will Dir einfach nur sagen, wenn Du Fehler machst. Willkommen im Club, wenn Du Dinge tust und die gehen schief. Du bist nicht alleine. Es geht nicht darum, nie was falsch zu machen. Es geht nicht darum, Dich für die mal eben Fehler oder Trainingsfehler dumm und dusselig zu essen, zu ärgern. Es geht darum, analysieren, lernen, weitermachen und vor allen Dingen nicht an Perfektion klammern. Nicht daran klammern, dass Du perfekt trainieren musst, dass Du perfekt, konsequent etc. trainieren musst und dass Du viel üben musst, sondern das Gesamtbild muss stimmen. Und zu dem Gesamtbild gehört eben auch ein Training. Und so entsteht dann auch echte Veränderung. Wenn Du denkst, man hat hier ganz schön recht. Aber wie mache ich jetzt weiter? Dann lade ich Dich ein, Dir anzugucken, wie Du mit uns trainieren kannst, wie Du mit uns das Gesamtsystem, unsere brave Methode kennenlernen kannst.
Also mit uns meine ich die anders mit Hund, Trainerinnen. Und wenn Du Lust hast, das Ganze auch das ganze System auch zu lernen, um es an Dritte weiterzugeben, dann lade ich Dir Dich ein, unsere Ausbildung Dir anzuschauen. Melde Dich dafür gerne im Newsletter an oder guck auf unserer Webseite vorbei. Ich verlinke Dir das hier in den Shownotes, dann starten wir gemeinsam, wenn Du möchtest durch. Und wenn nicht, dann denk dran, nicht der perfekte Moment und das perfekte Training zählt, sondern das, was Du im Allgemeinen aus eurem Leben miteinander machst. Und dazu gehört viel, viel mehr als Training. Bis bald.
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