#150 - Respektlose Hunde gibt es nicht!

Shownotes

👉 Hunde, die als respektlos, unhöflich oder übergriffig bezeichnet werden, sind ein deutliches Zeichen für eine Vermenschlichung ihrer Verhaltensweisen. In dieser Episode erkläre ich, warum die Vermenschlichung ein großes Problem im Zusammenleben mit Hunden darstellt und wie man diese überwinden kann.

Kurz und knackig: 🐕 Was bedeutet Respektlosigkeit bei Hunden wirklich? Das Etikett "respektlos" sagt mehr über die menschliche Perspektive als über das Verhalten des Hundes aus.+

🐕 Die Geschichte von Jenny und Lola: Eine eindrucksvolle Fallstudie einer Kundin und ihrer Hündin, die als respektlos wahrgenommen wurde. Erfahre, wie ich Jenny helfen konnte, Lolas Verhalten zu verstehen und zu verändern.

🐕 Warum Vermenschlichung ein Übel ist: Erfahre, wie die Übertragung menschlicher Erwartungen und kultureller Normen auf Hunde zu Missverständnissen und Problemen führt.

🐕 Einfache Mittel gegen Vermenschlichung: Lerne, wie du Vermenschlichung erkennst und vermeidest, um das Verhalten deines Hundes besser zu verstehen.

🐕 Respekt und Hunde – ein Missverständnis: Warum Hunde kein Konzept von Respekt haben und was ihre Verhaltensweisen wirklich bedeuten.

🐕 Die Rolle von Erregung und Stress: Wie hohe Erregung und Stress bei Hunden zu als respektlos empfundenen Verhaltensweisen führen und wie man damit umgeht.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Respektblose Hunde, für mich ein ganz klares Resultat von Vermenschlichung.

00:00:07: Ja, du hörst richtig. Wenn du deinen Hund als respektlos bezeichnest,

00:00:13: vielleicht auch als unhöflich, distanzlos, übergriffig, zeigt es mir,

00:00:17: dass du deinen Hund vermenschlicht und es wird Zeit, dass wir etwas Grundlegenes ändern.

00:00:23: Hi, ich bin Anne Bocher, Gründerin von Anders mit Hund und host dieses Podcast.

00:00:30: Und ich nehme dich heute mit in das Thema Respektlosigkeit bei Hunden und möchte dir gerne

00:00:36: aufzeigen, warum das das absolute Resultat und ein riesiger Hinweis auf Vermenschlichung ist.

00:00:44: Vermenschlichung ist leider im Zusammenleben mit unseren Hunden ein richtig fettes Übel.

00:00:52: Es gibt ein ganz simples und gutes Mittel dagegen, wie du Vermenschlichung aufdeckst,

00:01:01: loswürst und abschaffst und ich zeige dir heute, wie du das Ganze angehen kannst.

00:01:06: Dafür möchte ich dich mitnehmen in die Geschichte von Lola und Jenny. Jenny ist

00:01:14: eine Kundin von mir gewesen, die mit ihrer Hunden Lola von mir online begleitet wurde

00:01:20: und in einem unserer ersten Gespräche als Jenny noch sehr unter Druck stand mit Lola, da sagte

00:01:28: sie zu mir, Lola will das nicht und sie meinte das ist total gut und meinte, wollte mir damit

00:01:35: demonstrieren, dass Lola nicht mit ihr eine bestimmte Strecke bzw. um eine Ecke gehen möchte.

00:01:40: Sie will das nicht und wenn ich sie dann dazu bringen, damit sie mit mir um die Ecke zu gehen,

00:01:46: dann weiß ich schon von vornherein, dass sie wieder den ganzen Spaziergang ihren Kopf durchsetzen wird.

00:01:52: Aber ich bin dann im totalen Konflikt, weil wenn ich sie dann nicht drum bringe,

00:01:56: dann hat sie ihren Kopf auch durchgesetzt und es kann noch nicht sein und nicht nur das,

00:02:02: wir können nie vernünftig spazieren gehen. Entweder sie geht nicht voran oder sie will

00:02:08: nicht weiter, wenn andere Hunde kommen und rennt dann in sie rein. Sie ist total respektlos,

00:02:12: sie rempelt die anderen an, sie ist total bollerig und wenn ich sie davon abhalte,

00:02:19: dann macht sie es auch mit mir. Sie rempelt, sie springt mich an, sie hat null Respekt,

00:02:24: außer von meinem Mann und von meiner alten Hündin. Aber die hat ihr halt auch mal deutlich gezeigt,

00:02:32: da es so nicht geht und mein Mann, der hat ihr das eben auch gezeigt, vor denen zeigt sie Respekt.

00:02:38: Ich verstehe total, dass Jenny in dem Moment frustriert ist. Zu dem Thema mit den Männern,

00:02:46: bei denen scheinbar alles begraben, gab es schon meinen Podcast, deswegen gehe ich da heute gar nicht

00:02:50: so genau drauf ein. Aber für mich geht es heute wirklich erst mal nur um Jenny und Lola. Jenny ist

00:02:58: nämlich total frustriert, weil Lola sich in ihren Augen daneben benimmt. Sie überschreitet

00:03:05: Jennys Grenzen, sie überschreitet die Grenzen anderer Hunde in Jennys Augen und sie wählt eine

00:03:12: Distanz und eine Form des Körperkontakts, die für die anderen eben sichtbar und angenehm ist und

00:03:19: trotzdem tut sie es immer wieder. Jenny hat alles versucht, hat sie mir gesagt. Sie sagt,

00:03:25: sie hat Lola abgewährt, wenn diese sie angesprungen hat, sie hat sie weitergezogen, wenn sie nicht

00:03:30: gehen wollte. Sie hat die Wasserflasche genutzt, um Lola zu korrigieren, damit sie nicht auf andere

00:03:36: Hunde zustürmt. Sie hat sie mit Keksen abgelenkt. Sie weiß also auf jeden Fall, dass das alles

00:03:42: nicht funktioniert und nichts hat gewürgt. Keine Chance. Lola bleibt für Jenny respektlos.

00:03:49: Dazu gehomt, Lola ist nicht klein und geschmeidigt und schmächtig, sondern sie ist eine kräftige

00:03:57: Rodesianer Rich Backhündern, die gute 30 Kilo auf die Waage bringt und die auch gut 60 Zentimeter

00:04:06: mit sich bringt und das mit ordentlichen Muckis. Jenny hingegen ist dratig, schlank, sportlich und

00:04:14: wenn Lola sich richtig ins Zeug läge, holt sie Jenny total leicht von den Füßen. Das hat sie

00:04:20: gerade erst wieder getan und deswegen sitzt Jenny jetzt bei mir im Call. Ein wenig bedrückt ist sie

00:04:27: schon und sie hat dazu gegeben, dass es immer wenn diese Vorfälle kommen, danach nur noch die kurze

00:04:35: Leine gibt, sie definitiv hinter Jenny geben muss, weil es sonst nicht anders geht. Immer wenn ich in den

00:04:42: Freiraum gebe, ist sie so respektlos und sie fährt total hoch. Sie kann mit dem Freiraum einfach nicht

00:04:49: umgehen. Und dann passiert was, dass da lebe ich auch immer wieder. Jenny atmet durch und sagt,

00:04:56: boah, jetzt ist es raus, jetzt geht es mir besser und jetzt kann ich auch deine Tipps annehmen und

00:05:02: kann Lola beibringen, wie sie respektvoller mit mir wird. Ja und jetzt kommt ihr lieber an und sagt

00:05:09: ihr genau so eben nicht. Genauso geht es nicht, nichts und niemand kann deinem Hund mehr Respekt

00:05:15: beibringen, denn Respekt gehört nicht zu deinem Hund. Respekt hat mit deinem Hund nicht verloren.

00:05:24: Und falls du jetzt Sorge hast, dass du, wenn du deinem Hund nicht Respekt beibringen kannst, eure

00:05:31: Probleme nicht loswürst, dann atme ganz tief durch, weil es ist einfach so, dass Respekt so

00:05:38: wie nicht zu einem Hund gehört wie ein Alter gehört auch nicht zum Hund. Ja der gehört zu Kuh und

00:05:43: Respekt gehört zu uns Menschen, aber nicht zu Hunden. Und es gibt eine Lösung, die du jetzt

00:05:50: kennenlernst, die viel viel sinnvoller ist als deinem Hund Respekt beizubringen. Respektlosigkeit bei

00:05:58: Hunden bedeutet, dass du auf etwas setzt, was dein Hund soll Anerkennung, Wertschätzung,

00:06:07: Erfurcht gegenüber dir oder jemandem anders haben. Und es ist eine Perspektive auf das Verhalten

00:06:16: deines Hundes und wenn du das nicht in dem Verhalten deines Hundes siehst, dann sagt es mehr

00:06:21: aber das was du siehst, als über das was dein Hund tatsächlich tut. Sich Respekt verschaffen

00:06:27: bedeutet in der Regel demgegenüber zu zeigen, was Missfallen erzeugt und was nicht geduldet wird.

00:06:33: Und sich Respekt zu verschaffen bedeutet in der Regel dafür zu sagen, dass der andere deine

00:06:40: Grenzen wahrt und das ohne dass es dir zu eng, zu nah zu viel wird. Und genau hier haben wir

00:06:50: ein Problem, denn Respekt steht nicht für ein Verhalten, sondern für das Etikett, was wir

00:06:58: draufkleben, also für die Bedeutung, die dem Verhalten, das der Hund zeigt, beigemessen wird.

00:07:04: Das gilt übrigens auch, wenn der jemand sagt, der Hund soll demütiger sein oder der Hund soll

00:07:10: weniger übergriffig sein oder der Hund soll ist zu hibbelig, zu hyper erregt, zu aufgeregt,

00:07:19: was auch immer. Dann sind es Etiketten, die wir kleben, aber es sagt eigentlich gar nichts

00:07:23: darüber, was der Hund tut. Denn für mich sieht es vielleicht ganz ganz anders aus. Und wenn

00:07:30: ein Hund zum Beispiel an mir hoch springt, dann ist das für mich nicht respektlos, sondern dann ist

00:07:35: es an mir hoch springen. In erster Linie. Das heißt, die Vorderbeiner heben sich vom Boden und

00:07:42: berühren mich am Oberkörper oder so. Das ist erstmal ganz wertneutral beobachtet. Und dann

00:07:49: kann ich sagen, ich gebe dem eine bestimmte Bedeutung. Und diese Bedeutung, die ist aber immer das,

00:07:56: was ich empfinde und das leite ich vielleicht von verschiedenen Verhaltensweisen und der Art,

00:08:02: wie der Hund sich bewegt, wie der Hund das Ganze macht, in welchem Tempo, mit welchem Augenausdruck,

00:08:09: mit welcher Muskelspannung, mit welcher Kraft daraus interpretiert mein Gehirn, was das Ganze ist.

00:08:14: Aber das heißt noch lange nicht, dass der Hund es genauso sieht. Und immer dann, wenn wir über

00:08:22: Respekt, Demut, Ehrfurcht, Wertschätzung all diese Dinge sprechen, sprechen wir über kulturelle

00:08:33: Aspekte von uns Menschen und nicht über wirkliche Verhaltensweisen vom Hund. Respekt steht nicht

00:08:42: für ein Verhalten, sondern für dessen Bedeutung. Wir Menschen haben je nach Kultur unterschiedliche

00:08:48: Gesten, Floskeln oder Benimmregeln, die uns signalisieren, dass der andere uns Respekt zählt,

00:08:54: dass der uns wertschätzt, dass wir anerkannt werden oder mit denen wir das anderen Leuten

00:09:01: zeigen können. Zum Beispiel in dem wir uns Danke sagen. Und das können wir in einer Kultur

00:09:11: miteinander vereinbaren oder das wird in einer Kultur so gelehrt, dass das so ist. Nimm mal das

00:09:15: simple Beispiel Trinkgeld. Trinkgeld ist bei uns in Deutschland eine Wertschätzung für denjenigen,

00:09:22: der dir ein Service geleistet hat. Damit sagst du im Prinzip noch mal Danke, du schätzt es noch

00:09:27: mal wert. In anderen Ländern wie zum Beispiel in Schweden war es bis vor kurzem noch überhaupt

00:09:33: nicht üblich Trinkgeld zu geben. Das kann man da machen, aber es ist überhaupt nicht üblich. In

00:09:38: wieder anderen Ländern wird es sogar ganz anders gewertet, wenn man Trinkgeld gibt. Das heißt,

00:09:44: es ist eine Benimmregel, die den Kulturen entspricht, ob man solche Handlungen macht oder nicht. Und je

00:09:51: nachdem mit welcher Perspektive du jetzt deinen Hund beobachtest, findest du ganz andere Dinge

00:09:57: respektlos oder was auch immer. Und unsere Hunde haben diese kulturellen Regeln in der Form nicht.

00:10:06: Das heißt, unsere Hunde überlegen sich nicht wen, finde ich, wie Wertschätzen, die glorifizieren

00:10:12: noch nicht oder romantisieren und sagen, oh, der ist so toll oder der ist so blöd oder sonst was,

00:10:17: sondern bei denen spielen ganz andere Dinge eine Rolle. Das heißt, dein Hund kann gar nicht

00:10:25: respektlos oder übergriffig sein, nur du kannst das ganze Verhalten deines Hundes als so etwas

00:10:31: sehen. Und in der Sekunde, wo du das so siehst und dein Hund als respektlos, als übergriffig

00:10:38: bezeichnest, sagt mir das mehr über dich als über deinen Hund. Es sagt mir, dass du menschliche

00:10:48: Kultur, Handlungsfähigkeiten und Kompetenzen von erwachsenen Menschen in einer bestimmten Kultur

00:10:56: auf dein Hund überträgst und eine entsprechende Erwartungshaltung formulierst. Und das ist für

00:11:06: mich ein totales Paradoxon und ist für mich genau das Gegenteil von dem, was wir eigentlich am

00:11:14: Leben mit unseren Hunden doch lieben. Also warum haben wir Hunde? Wir haben Hunde, weil wir dieses

00:11:21: geniale Spielverhalten, das Lachen in ihren Gesichtern, wenn sie Spielgesichter machen,

00:11:26: ihre Unverfälschtheit, ihre freudige Lebensart, ihr Sein im Hier und Jetzt und ihr natürliches Sein

00:11:38: ohne genau diese Verfälschungen durch das, was wir uns an Glauben setzen, wir Menschen uns

00:11:45: antrainieren, wie wir zu sein haben, weil wir das so lieben. Ich bin davon überzeugt, dass wir

00:11:50: deswegen Hunde an unserer Seite haben, weil sie uns an diese Gefühler, an dieses Freisein,

00:11:57: dieses Unververkorgste sozusagen sein, dass sie uns daran erinnern und dass wir diese Momente mit

00:12:05: ihnen erleben wollen. Und dann kommen wir und dann stülpen wir ihnen über dieses schlechte,

00:12:11: unverfälschte, unbefangene, unsere Kultur, die sie überhaupt nicht verstehen können. Wir unterstellen

00:12:19: ihnen total menschliche Denkweisen, züchten sie so, dass sie absolut nicht mehr unverfälscht sind,

00:12:27: aber das ist nochmal ein anderes Thema, das machen wir hier gar nicht auf und behaupten,

00:12:31: sie wären Menschen und zwar auch noch Erwachsener, ganz logisch. Also die auf einmal können die

00:12:38: Denken, Handeln, Verhalten zeigen, sich benehmen wie erwachsene Menschen und sie wissen, was

00:12:43: Benimmregeln und was Respekt sind. So denken und funktionieren Hunde aber nicht. Hunde zeigen

00:12:50: Verhaltensweisen aus einem guten Grund und alle Verhaltensweisen, die ich von Menschen als

00:13:00: respektlos von Hunden gezeigt bekomme, haben im Kern eine Parallele, nämlich sie gehen mit hoher

00:13:08: Erregung einher und diese Erregung ist in der Regel gekoppelt mit gemischten bis unangenehmen

00:13:14: Gefühlen. Und vielleicht kennst du die Redewendung, da hatte ich irgendwie gemischte Gefühle und

00:13:20: du weißt auch, dass gemischte Gefühle sich eigentlich auch nicht gut anfühlen, sondern auch

00:13:24: unangenehm sind. Also Erregung, die gekoppelt ist mit gemischten bis unangenehmen Gefühlen,

00:13:30: die führt häufig zu unangenehmen Verhaltensweisen für uns und diese Verhaltensweisen

00:13:37: Wir haben uns in der Regel ein Zeichen von Konflikten, Frustration, Stress, Überforderung.

00:13:44: Sie zeigen auf, wo das Wohlbefinden deines Hundes aus den Fugen geraten ist.

00:13:49: Das hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun.

00:13:52: Sondern es ist eigentlich ein Hilfeschrei, ich muss zurück zum Wohlbefinden.

00:13:58: Ich will zurück zum Wohlbefinden.

00:14:01: Zurück zum Wohlbefinden heißt nicht, ich bräuchte mal wieder ein Tag in der Sauna, ein bisschen Erholung und ein kleinen Spa-Tag mit einem Picolöchen.

00:14:09: Nein, sondern ich brauche dieses Wohlbefinden, damit mein überreiztes, überfordertes, gestresstes Gehirn und mein Nervensystem wieder kluge, gute, überlebensfähige Entscheidungen treffen können und ich wieder sicher in meiner Haut bin.

00:14:27: Nur ein gut genährtes, sich wohlfühlendes Individuum kann gute Entscheidungen treffen.

00:14:39: Das gilt für uns, wie für den Hund.

00:14:41: Und ein Hund kann seine Entscheidung nicht abwägen wie wir und in die Zukunft planen, sondern der entscheidet situativ.

00:14:47: Und diese spontanen, situativen Entscheidungen können nur dann gut getroffen werden, wenn der Hund nicht gestresst ist, sondern sich wohlfühlt.

00:14:55: Nur dann kommt er an all seine Gehirneninhalte ran, nur dann kann er quasi nicht nur in den Überlebensmustern entscheiden, sondern sinnvoll so, dass er auch Dinge mit einberechnen kann, die über die Überlebensentscheidungen drüber trainiert wurden.

00:15:14: Also, wenn ein Hund überfordert ist, unter Druck steht, gestresst ist, gemischte Gefühle hat, in Konflikten ist, dann fährt die Erregung besonders schnell hoch und dann äußert sich das ganz häufig in diesen unangenehmen Verhaltensweisen, die dann als Respektlosigkeit abgestempelt werden.

00:15:35: Und spannenderweise gibt es hier eine Paralle zu unserem Bedürfnis, sich mal Luft zu machen, sich mal auszukotzen, mal Dampf abzulassen, egal ob das in Gesprächen ist oder die WhatsApp-Nachricht an irgendjemanden, wo man endlich mal den Druck los werden sollte, das Bedürfnis den Druck entweichen zu lassen.

00:15:58: Dieses emotionale Bedürfnis entsteht in Gehirnbereichen, die alle Säugetiere haben. Und der Unterschied zwischen uns und unseren Hunden ist, wir können es reflektieren, was wir da gemacht haben, wir können es planen und wir können uns aktiv umentscheiden für was anderes, indem wir drüber nachdenken. Das kann ein Hund nicht.

00:16:17: Und wir können uns neue Strategien angewöhnen, z.B. Dampf abzulassen, indem wir Sport machen oder indem wir uns in die Arbeit stürzen oder indem wir irgendwas anderes tun, damit wir unser Wohlbefinden wiederherstellen und diesen Dampf los werden.

00:16:34: Es gibt verschiedene Mechanismen, gesunde oder ungesunde, schlaue oder nicht so schlaue, funktional oder dysfunktional und bei Hunden ist es eben aus.

00:16:45: Nur dass die Hunde nicht wie wir dreimal tief durchatmen können, sagen können, okay, ich merke gerade, ich bin total angespannt, es steht total unter Druck, ich gehe jetzt erstmal eine Runde joggen oder schwimmen oder was weiß ich, sondern Hunde bellen, dann gespringen die Leine,

00:17:02: die rempeln, die können auf einmal sich nicht mehr erinnern, was man eigentlich von ihnen in den Momenten erwartet, all diese Dinge.

00:17:12: Das heißt, die von Hunden gezeigte Respektlosigkeit ist ein Zeichen für Überforderung, Hilflesigkeit, fehlende Alternativen und wenn sie dann einmal dieses Dampfablassventil gefunden haben, was sich richtig gut dahin gefüllt hat, dann geschieht es unbewusst,

00:17:30: dass sie immer wieder darauf zurückgreifen und auch das kennst du von dir, oder? Dass du dich bei einer Freundin auskommst und dann tat es gut und ein paar Wochen später tust du es wieder in einer ähnlichen Situation und es tut wieder gut.

00:17:46: Und wenn du Glück hast, dann hast du eine richtig gute Freundin, die sagt, wow, ich nehme gerade warm, welchen Druck du hast und ich drück dich erstmal zurück und es ist eine beschissene Situation, in der du da steckst.

00:17:57: Und jetzt atme mal tief durch und dann lass uns zusammen die Lösungsuche geben. Das heißt, gute Freunde unterstützen dich an der Stelle nicht immer weiter mit dem Auskotzen, sondern sie gehen in die Opposition und helfen, dialogisch darüber nachzudenken.

00:18:11: Und gute Hundetrainerinnen im Übrigen lassen dich nicht immer wieder deine Sachen auskotzen, denn je häufiger du dich auskotzt, desto größer ist in deinem Kopf der Irrtum, dass du immer erst diesen Druck aufbauen musst und dich auskotzen musst, damit es dir wieder gut tut und du kommst gar nicht auf die Idee, anders zu handeln und proaktiv vorher zu agieren, damit es gar nicht wieder aufkommt.

00:18:36: So, und hier haben wir wieder eine Parallel zu unseren Hunden, nämlich, und du merkst gerade, es gibt durchaus Parallelen zwischen Mensch und Hund und wir müssen dabei nicht vermenschlichen.

00:18:48: Hier gibt es wieder eine Parallel zu unseren Hunden. Wenn unsere Hunde gelernt haben, dass zum Beispiel es ihnen durch Rämpeln, Leinebeißen, Bellen besser geht, weil dieser Druck, dieser Dampf entweicht, dann greifen sie häufig auf diese Strategie zurück.

00:19:04: Und dann entsteht in ihrem Kopf sozusagen der kausale Irrtum, wenn ich Druck empfinde, dann muss ich das machen, damit es mir besser geht.

00:19:12: So, und das oben zu lernen, das ist herausfordernd. Und an der Stelle kommst du ins Spiel, denn du kannst deinem Hund beibringen, alternativen zu lernen, die ihm helfen, sein Wohlbefinden in den Momenten wieder ans Gleichgebericht zu bringen, ohne dass du sie als Respekt loswertest.

00:19:33: Und wie du das beendest und Neugrundlagen schaffst, dafür habe ich dir jetzt ein Handvoll Tipps mitgebracht.

00:19:39: Damit du nämlich deinen Hund supporten kannst, braucht es mehrere Schritte. Und der erst, der ist wirklich der wichtigste, lasst dich einmal auf das Experiment des Nicht-Wissens ein.

00:19:55: Nimm einfach mal an, du weißt überhaupt nicht, warum dein Hund etwas tut. Nichts, du weißt gar nichts. Das ist wie ein weißes Blatt.

00:20:03: Du beobachtest dein Hund ganz wertfreie, neugierig. Und guckst sozusagen mit der Lupe auf die Bewegung deines Hundes, als wärst du Sherlock Holmes auf einer Spur von Indizien.

00:20:15: Ganz wertfrei, nur wahrnehmend, was dein Hund da eigentlich konkret macht.

00:20:20: Wie häufig atmet der dabei? Wie sieht es aus? Wie fängt es eigentlich an?

00:20:25: Wenn es losgeht, diese Respektlosigkeit, wie geht es dann weiter? Wie läuft es ab? Wie endet es eigentlich?

00:20:33: Gibt es einen Unterschied, ob du eingreifst oder nicht?

00:20:36: Und bitte, wenn es gefährliche Situationen sind, dann lässt du die jetzt nicht zehnmal ablaufen, damit du sie dir angucken kannst,

00:20:43: sondern dann hast du vielleicht ein Film davon oder setzt dich hin und denkst nochmal drüber nach.

00:20:47: Oder du siehst die Ansätze davon im Alltag und guckst dabei ganz genau.

00:20:52: Und ich bin mir sicher, du entdeckst ganz neue Aspekte, wenn du jetzt nicht aus dem Kopf rezitierst, zu sagen, ja, ist doch ganz klar, der schubst den anderen.

00:20:59: Sondern wenn du dir mal genau überlegst, wie sah eigentlich die Hute dabei aus?

00:21:05: Wie viel Körperspannung war da drin? Was hat er eigentlich mit dem Fang, dem Maul gemacht, bevor das Ganze losging?

00:21:13: Wann startet der eigentlich schnell durch? Hält der vorher kurz inne?

00:21:19: Wo hat der eigentlich hingeguckt, bevor das Ganze losging?

00:21:23: Also wenn du deinen Kopf mal ein paar Detailfragen stellst und da mal guckst, was du noch entdecken kannst.

00:21:32: By the way, Körpersprache lernen ist eine Daueraufgabe.

00:21:36: Halte dich also an dem Punkt jetzt nicht ewig fest.

00:21:39: Du musst da drin nicht perfekt sein, eh du auf Schritt 2 kommst.

00:21:43: Beobachte nur immer, immer wieder gezielt neu.

00:21:46: Das kann ein echtes Hobby werden und einem das Spazieren gehen, versüßen.

00:21:50: Mach dir keine Qualen raus.

00:21:52: Erwarte nie von dir, dass du alles siehst, sondern frag dich bei jedem Spaziergang ein bisschen mehr.

00:21:58: Oder nach einem anderen Körperteil.

00:22:01: Wie sieht eigentlich die Rute meines Hundes aus, bevor er das unterstut?

00:22:06: Oder während er das unterstut?

00:22:09: Punkt Nummer 2 ist, lerne die Erregung deines Hundes abfließen zu lassen.

00:22:15: Wenn wir immer nur Erregung deckeln und Erregung als was Schlechtes sehen,

00:22:20: wenn wir niemals Erregung auch mal hoch schießen lassen

00:22:24: und wenn wir nicht lernen mit hoher Erregung umzugehen,

00:22:27: dann stehen wir in den Situationen, wo hoher Erregung aufkommt, immer hilflos daneben

00:22:31: und können nur über Gehör sammlösen.

00:22:34: Und das funktioniert eben nicht, wenn unser Hund an der Stelle total überfordert und gestresst ist

00:22:40: und an diese Gehirninhalte gar nicht richtig dran kommt.

00:22:44: Wenn die Erregung deines Hundes hochschnellt,

00:22:48: ist es unfassbar wertvoll, wenn du sie kanalisieren kannst

00:22:52: und dann abfließen lassen kannst, ohne dass es zu Dingen kommt, die dir unangenehm sind.

00:22:59: Punkt Nummer 3 ist, trainiere neue Strategien mit deinem Hund für die schwierigen Situation

00:23:06: und trainiere diese außerhalb der schwierigen Situation.

00:23:11: Verknüpfe erstmal, als wärst du ein Spitzensportler,

00:23:15: diese neuen Strategien deines Hundes mit vielfältigen Belohnungen in leichten Situationen,

00:23:21: schnapp dir immer wieder Aspekte daraus, sorg, dass es für den Hund toll ist

00:23:25: und dann rufst du sie in verschiedenen Momenten ab,

00:23:29: ehe du sie in den schwierigen Momenten trainierst.

00:23:32: Das heißt, das Gehirn deines Hundes,

00:23:34: das soll sich schon für den wie so eine richtige Routine anfühlen,

00:23:37: das ganze Absput zu spulen, und zwar in verschiedenen Settings,

00:23:42: in verschiedenen Stimmungen, in verschiedenen, platzlichen oder weniger platzlichen Momenten.

00:23:50: Nach und nach koppelst du sie dann an die Auslöser für die Erregung

00:23:57: und an die Auslöser für die Momente, wo du denkst, jetzt war er wieder respektlos.

00:24:03: Punkt Nummer 4 ist, lasst bitte deinen Hund Hund sein.

00:24:11: Und wenn du deinen Hund nicht mehr mit den gleichen Augen eines wie einen erwachsenen Menschen betrachtest,

00:24:18: soll man davon ausgehen, dass er in etwa das Gehirn eines Kleinkindes bis Kindes hat,

00:24:23: sagen wir mal, drei bis sechs Jahre alten Kindes hat.

00:24:27: Und dieses Kind noch nicht reflektieren kann, wann etwas gut war,

00:24:31: wann etwas nicht so gut war, weil in seinem Kopf gut und nicht so gut

00:24:34: noch gar nicht auf deiner Art und Weise existiert,

00:24:37: sondern es einfach nur weiß, das hat mir gut getan

00:24:40: und das hat mir nicht so gut getan für den Moment, für die Sekunde, für die Situation,

00:24:45: dann wird dir vielleicht auch ein bisschen bewusst, was du da alles drüber gespürpelt ist,

00:24:50: stülpt hast und was Erwachsene so alles müssen.

00:24:54: Und es wird leichter.

00:24:56: Wir können nicht wie Hunde sehen, denken und fühlen, aber der Vergleich mit einem Kleinkind,

00:25:02: der fällt uns häufig leichter, weil wir uns da vielleicht nochmal zurück erinnern

00:25:07: und reinfühlen können und weil wir das auch nochmal mit anderen Augen sehen.

00:25:11: Und der hinkt weniger als der mit einem Erwachsenen Menschen.

00:25:17: Ich weiß, dass das sich nach einer Menge anhört.

00:25:24: Das ist nichts, was dir von heute auf morgen gelingen muss.

00:25:27: Und es gibt auch kein Problem, wenn du zwischendurch noch mal denkst,

00:25:31: boah, es war der Respekt los.

00:25:33: Wichtig ist, dass du in dem Moment über dich selbst schmunzelt

00:25:36: und dich dran erinnerst, Moment mal, der weiß überhaupt nicht, wie Respekt geschrieben wird.

00:25:40: Der weiß auch nicht, was Respekt ist.

00:25:42: Dementsprechend kann er auch keinen Respekt zeigen.

00:25:45: Und ich schaue mir jetzt nochmal genau an, was dahinter steckt.

00:25:48: Und wenn du lernen willst, wie das Ganze geht

00:25:50: und wie du versteckte Auslöser für Erregung findest,

00:25:53: wie du die Erregung lenken lernen kannst, wie du sie absenken und kanalisieren lernen kannst,

00:25:58: dann lade dich dich herzlich ein.

00:26:00: In mein Kurs "Vom Raketenhund zu Kohlensocke"

00:26:03: lernst du in vier Wochen, wie man Erregung von schnell und leicht erregbaren Hunden besser lenken,

00:26:09: verstehen und sehen kann.

00:26:11: Und ich verlink dir den Kurs hier in den Show notes.

00:26:14: Ich hoffe, du nimmst eine Menge mit aus diesem Podcast.

00:26:17: Ich finde, da steckt eine Menge drin.

00:26:19: Und ich hoffe, wer oder du hörst mich bald wieder.

00:26:23: In diesem Sinne, auf bald.

00:26:26: Und viel Spaß mit deinem Hund, der dir so viel Freude und Leichtigkeit ins Leben bringen kann,

00:26:33: wenn du dich darauf einlässt, ihn aus den anderen Augen zu sehen.

00:26:38: [Musik]

00:26:48: [Musik]

00:27:08: [Musik]

00:27:10: Copyright WDR 2021

00:27:12: [Schwingt der Stimme mit Koriöse]

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