#140 - Was einen bedürfnisorientierten Umgang für Hund und Mensch wirklich ausmacht
Shownotes
👉 Anja Püster, eine geschätzte Kollegin mit schonungsloser Offenheit: Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und offenbart uns unverblümt, was bedürfnisorientiertes Training für Hund und Mensch wirklich ausmacht. Doch der Weg dorthin war für sie alles andere als geradlinig und einfach! Anja teilt mit uns ihre ganz persönliche Entwicklung, von den Anfängen mit weniger positiven Methoden bis hin zur überzeugten Umsetzung des bedürfnisorientierten Zusammenlebens mit Hunden.
👉 Es erfordert viel Mut und Leidenschaft, sich von alten Glaubenssätzen zu lösen und neue Wege zu beschreiten. Lass uns gemeinsam Anjas Mut feiern, so offen und selbstreflektiert über dieses pikante Thema zu sprechen.
🐕 Also worauf wartest Du noch? Klicke gleich rein und lass Dich von Anjas faszinierendem Weg mitreißen! Wir sind so stolz auf sie, diesen steinigen Weg gemeistert zu haben!
🐕 Die liebe Anja ist selbst auch ambitionierte Podcasterin (ich war dort kürzlich zu Gast mit meinem Lieblingsthema Herdenschutzhunde), höre unbedingt in ihre spannenden Folgen rein.
Hier kannst Du Anja finden, ihr folgen, sie hören, sie kontaktieren und ihr wertschätzendes Feedback hinterlassen:
👉🏼 Podcast: Oliver (by Anja Püster)
Schau doch gerne bei uns vorbei, mehr findest du über uns hier:
👉 Homepage: https://andersmithund.com/
👉 Newsletter: https://andersmithund.com/neugiernasen
👉 Facebook: https://andersmithund.com/facebook
👉 Instagram: https://andersmithund.com/instagram
👉 YouTube: https://andersmithund.com/podcast-youtube
Transkript anzeigen
00:00:00: Hi, hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Anlas mit Hund,
00:00:06: beiden Podcast "Hund um Bedürfnis" orientiertes Leben mit Runden. Und ich bin Anna Wuffa,
00:00:12: Geründerin von Anlas mit Hund Host. Dieses Podcast um für die heutige Episode habe ich mir einen
00:00:18: wunderbaren Gast eingeladen, nämlich die liebe Anja Püster von der Hundeschule Püster. Die
00:00:25: Anja kenne ich schon viele, viele Jahre. Wir sind uns offline vor der ganzen Online-Bubble schon relativ
00:00:31: regelmäßig auf Seminaren begegnet und wir haben uns gedacht, wir möchten uns heute für dich
00:00:37: miteinander austauschen darüber, was für uns eigentlich bedürfnisorientiertes Training ist,
00:00:43: was es für uns in unserem Leben verändert hat und was wir glauben, was Menschen
00:00:50: benötigen, um diesen Weg überhaupt gehen zu können. Liebe Anja, ich freue mich wahnsinnig,
00:00:56: dass du heute hier bist. Magst du dich einmal ein bisschen genauer vorstellen? Hallo liebe Anna,
00:01:02: danke für die Einladung und ich freue mich sehr, dass ich bei dir im Podcast sein darf und ich bin
00:01:08: ein bisschen aufgeregt, weil normalerweise stelle ich ja immer die Fragen und wenn ich nicht so
00:01:14: einen Fragenkonstrukt in meinem Gehirn habe, dann täcke ich immer so, hoffentlich kann ich
00:01:18: alles richtig beantworten, aber ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass ich da bin. Vorstellen,
00:01:23: ja, ich bin Anja, komme aus Bergheim, das ist ganz nah bei Köln und ich bin Verhaltensberaterin
00:01:31: für Menschen und ihre Hunde und auch Podcaste. Und magst du uns kurz sagen, welche tollen Podcasts
00:01:39: du machst? Ja, das kann ich gerne machen. Also ich habe ein Oliver-Podcast, Oliver ganz,
00:01:47: der heißt "Somie mein Hund" und dann hauste ich noch den Podcast "Medical Training" mit Nicole
00:01:53: Stein und es gibt noch einen Podcast, der heißt "Glückseppchen und Hundeglück", das mache
00:02:01: ich, gehen wir mal mit der lieben Nima Assoff zusammen. Im Moment ruhte ein bisschen aus privaten
00:02:06: Gründen, aber den werden wir auf jeden Fall wieder auflegen lassen. Sehr gut, das freut mich total.
00:02:13: Ich liebe nämlich, dass wenn wir uns gegenseitig unterstützen und deswegen verlinken wir auf
00:02:18: jeden Fall den Podcasts hier drunter, denn ich finde, dass wir alle uns einen großen
00:02:24: gefallen tun, wenn wir gemeinsam zeigen, was bedürfnisorientiertes Training eigentlich ist und
00:02:29: wie facettenmalig das ist, weil das ist ja nicht eine Methode, sondern das ist ja eigentlich eine
00:02:37: Lebenseinstellung, die sich in vielen Methoden widerspiegelt. Liebe Anja, was ist für dich
00:02:44: bedürfnisorientiertes Training oder auch bedürfnisorientiertes Zusammenleben mit Hunden und
00:02:49: ihren Menschen? Ja, da habe ich auch länger darüber nachgedacht und ich gucke jetzt immer mal so
00:02:56: oft mal Skript, aber man sieht uns ja nicht, man hört uns ja nur von daher. Also und was mir so als
00:03:01: Schlagzeilen eingefallen ist, ist eigentlich die Frage, die ich an den Hund stelle, aber auch an
00:03:08: den Menschen, wenn ich das jetzt aus Trainer Sicht sehe, das ist, was brauchst du und wie geht es dir?
00:03:14: Das sind so diese beiden Schlagzeilen und nochmal etwas tiefer reingegangen ist, dass ich mich bemühe,
00:03:23: auf Emotionen zu gucken und nicht ganz so sehr auf Verhalten, weil eine Emotion kann bei zwei Hunden
00:03:32: die gleiche sein und trotzdem sieht das Verhalten völlig anders aus, was also welches dieser Emotion
00:03:38: entspringt. Ja, also dieses "Was brauchst du und wie geht es dir?" sind eigentlich für mich so diese
00:03:45: beiden Fragen, die bedürfnisorientiertes Training und bedürfnisorientierten Umgang ausmachen. Wenn
00:03:53: du sagst, eine Emotion, also du guckst auf die Emotionen und eine Emotion als Basis kann
00:03:59: unterschiedliche Verhalten initiieren sozusagen oder das sieht komplett unterschiedlich aus.
00:04:06: Magst du vielleicht den Hörerinnen und Hörern mitgeben, was du damit in einem konkreten Beispiel
00:04:13: meinst? Ich kann mir das schon ganz gut vorstellen, nur auch Emotionen, wir Schlussfolgern ja, wie es dem
00:04:20: Hund geht, indem wir Verhalten beobachten. Ja, diese Frage finde ich auch nicht ganz so einfach zu
00:04:27: beantworten. Ich hatte mir dabei so das Gehen zum Beispiel an der Leine vorgestellt. Also es gibt
00:04:36: ja Hunde, die stark in die Leine ziehen, es gibt Hunde, die nur in bestimmten Situationen in die
00:04:42: Leine ziehen oder es gibt auch Hunde, die vielleicht eher zurückbleiben und gar nicht so nach vorne
00:04:49: ziehen und oft ist es ja zum Beispiel so, wenn ein Kunde kommt und sagt so, ich möchte gern,
00:04:55: dass mein Hund an der lockeren Leine läuft, dann muss ich ja erstmal überlegen, warum oder was
00:05:01: sind so die Bewegkunde für den Hund, warum braucht der mehr Leine, warum ist der schneller als sein
00:05:07: Mensch, also warum sprich zieht er denn in die Leine und da gibt es halt unterschiedliche Gründe und
00:05:15: na ja meistens ist es schon so, dass der Hund sehr aufgeregt ist, dass das Erregungsniveau hoch ist,
00:05:19: aber trotzdem muss ich mich fragen, warum ist das Erregungsniveau hoch und wenn ich zwei Hunde
00:05:24: haben mit einem hohen Erregungsniveau, kann das bei dem einen halt sein, dass der wirklich die ganze
00:05:29: Zeit in die Leine zieht, bei dem anderen kann das aber auch sein, dass er nur in ganz bestimmten
00:05:33: Situationen in der Leine hängt. Also deshalb ist es für mich so wichtig und ich denke für alle
00:05:39: anderen Trainerinnen, die Bedürfnis orientiert, drauf schauen auf Hunde auch wirklich auf Details
00:05:45: zu achten und darauf zu achten, was passiert eigentlich vor dem Verhalten, was sind so die
00:05:50: Voraussetzungen dafür, das heißt zum Beispiel, wenn der Hund schon sehr sehr aufgeregt ist,
00:05:57: wenn es zu dem Gassigang losgeht, dann zu überlegen, wo kann ich da so ein bisschen an den
00:06:02: Stellschrauben drehen, was passiert auf dem Gassigang, wie kann ich den strukturieren,
00:06:08: beantworte ich einfach auf deine Frage, fällt mir gerade auf. Also nicht zu sagen, ich bringe jetzt
00:06:20: dem Hund oder ich bringe den Mensch bei, wie er ganz formal an der Leinswürchigkeit arbeiten kann,
00:06:26: denn damit habe ich überhaupt nichts gewonnen, weil ich nicht an der Erregung beziehungsweise an
00:06:30: der ursächlichen Emotion des Hundes gearbeitet habe oder die verändert habe oder dem Hund geholfen
00:06:38: habe, zum Beispiel etwas ruhiger zu sein auf dem Spaziergang, vielleicht anders mit Reizen und
00:06:44: Eindrücken umzugehen. Verstehe dich richtig, dass du quasi schaust, was sind die Beweggründe des
00:06:50: Hundes und dann versuchst, dass die Beweggründe so aufzufangen, dass du dir anguckst, was braucht
00:07:00: dieser Hund, damit die Beweggründe sich verändern beziehungsweise dann das Verhalten im Detail
00:07:05: sich verändert. Das hast du so schön gesagt, viel schöner als ich. Genau. Hier gibt es kein schöner
00:07:12: und hier gibt es kein richtig und kein falsch. Das mal direkt vorweg, hier gibt es kein schöner,
00:07:17: kein richtig und kein falsch, sondern jeder von uns hat seine Ausdrucksweise und das finde ich
00:07:21: es so wichtig, weil das ist ja genau das, was das bedürfnisorientierte Training ausmacht und
00:07:26: was es dann aber vielleicht auch für Menschen manchmal schwer zugänglich macht, dass es eben
00:07:31: nicht bei uns gibt, der Hund zieht an der Leine, dann gehe diese fünf Schritte und es hört auf,
00:07:35: sondern dass wir eben sagen, okay, es gibt eine Basis, die ist bei uns ein Gleich, nämlich wir
00:07:40: haben Lerngesetze, wir haben Trainingslehre, wir haben all diese Dinge, aber im Detail angewendet,
00:07:45: es ist dann ja doch wieder was anderes und gehört einfach ganz ganz viel Persönliches noch mit dazu.
00:07:50: Als du diesen Weg für dich als Trainerin, aber auch mit deinen Hunden eingeschlagen hast und auch
00:07:59: mit deinem Gassi-Service eingeschlagen hast, zu sagen, ich möchte bedürfnisorientierter arbeiten
00:08:05: bzw. als wir uns kennenlernen, weil ja der Begriff bedürfnisorientiert noch gar nicht so plakativ
00:08:11: überall drüber und trotzdem hatten wir ja das Bedürfnis, so schon mit unseren Hunden zu leben
00:08:15: und zu arbeiten. Was hat sich seither oder durch das Einschlagen dieses Weges für dich in deinem
00:08:21: Leben geändert? Ja, die Frage, die war wirklich schwer für mich zu beantworten, weil da so sehr
00:08:29: viele persönliche Dinge und Aspekte natürlich mit rein spielen. Also vielleicht erstmals Hintergrund,
00:08:34: ich bin, ich habe nicht gestartet als Bedürfnisorientierte Trainerin, sondern ich habe gestartet
00:08:39: als Trainerin, die eigentlich ausschließlich über Strafe gearbeitet hat, das habe ich auch richtig
00:08:44: gut gelernt und für mich hat sich alles verändert, dadurch, dass ich mich auf den Weg gemacht habe,
00:08:52: dass ich anders mit Hunden und aber auch anders mit ihren Menschen umgehen wollte.
00:08:59: Angefangen hat es bei mir, ich habe Seminare bei Ute Bertolt Blaschke besucht, Dr. Ute Bertolt Blaschke,
00:09:06: da haben wir uns ja auch oft gesehen und ich hatte da auch meine Widerstände, das heißt,
00:09:13: ich habe gelernt oder wie soll ich sagen, ich fange nochmal anders an. Dieses bedürfnisorientierte
00:09:19: Training hat mich von meiner eigenen Widerstände so quasi gestellt. Ich habe halt gemerkt,
00:09:26: die Schwierigste für mich ist, aus meinem Schublasendenken rauszukommen, das heißt,
00:09:33: nicht immer zu sagen, ja, Hunde sind so und Hunde müssen das, weil es immer schon so war, sondern
00:09:39: mich auf jeden Hund ganz individuell einzulassen. Das hat bei mir ganz viel verändert, dass ich
00:09:48: auf einmal nicht mehr so hart war. Also es hat mich nicht viel gekostet zu Strafen. Ich hatte
00:09:58: manchmal kein gutes Gefühl dabei, aber ich habe es auch aus Überzeugung gemacht, weil ich dachte,
00:10:03: das muss man so machen und habe gar nicht bemerkt, wie sehr ich über meine eigenen Grenzen dabei
00:10:10: aufgegangen bin, wie ich mich so verhärtet habe. Und als ich das nicht mehr wollte und mich auf den
00:10:19: Weg gemacht habe, habe ich mich teilweise sehr verloren geführt, weil ich nicht mehr so richtig
00:10:24: wusste, wo sind meine Werte, was möchte ich, wie möchte ich mit Hunden umgehen, wie soll ich da
00:10:32: drauf drucken? Also ich habe mich verloren gefühlt, deshalb kann ich auch auf Kundengut verstehen,
00:10:36: die diesen Switch oder die sich gerade so in dieser Phase befinden der Neuorientierung. Also es hat
00:10:45: verändert, dass ich mit mir selber gnädiger geworden bin, dass ich auch mir selber gegenüber
00:10:51: diese Härte verloren habe zu sagen, ja, du musst es jetzt machen, das macht man so, du musst dich
00:10:58: disziplinieren, auch wenn du dich dabei vielleicht nicht ganz so wohl fühlst, weil es gibt keinen
00:11:03: anderen Weg. Ich muss mal gerade auf meine, so ein bisschen auf meine Skizzen oder auf mein Skript
00:11:11: gucken, weil ich merke halt, wie sehr mich das emotional echt aufregt, weil das wirklich,
00:11:16: wenn ich darauf zurückblicke, wie ich mal war, dann verspüre ich da wirklich viel Scham und
00:11:21: Schuld und deshalb kurz, ich muss mal ganz kurz innehalten und mal drauf schauen.
00:11:25: Ich finde das großartig, dass du darüber sprichst. Ich glaube, das geht ganz, ganz, ganz, ganz vielen
00:11:34: so und das ist ja auch ein ganz wichtiger Aspekt von uns als Trainerinnen, wenn wir Menschen begleiten
00:11:40: dürfen, die den Weg einschlagen, die vielleicht auch noch gar nicht wissen, wo sie das hinführt.
00:11:46: Also die kommen ja nicht zu uns und sagen, ich möchte Bedürfnisorientiert leben, sondern die haben
00:11:50: erst mal vielleicht einfach nur einen Veränderungswunsch oder sie möchten einfach ein Problem
00:11:56: gelöst haben und ich finde es ganz wichtig, dass wir nicht mit dem Finger auf die zeigen und sagen,
00:12:00: du, du, du, was hast du da gemacht und ich finde es großartig, dass du das sagst, was das alles mit
00:12:07: dir gemacht hat und was das mit dir macht und auch, dass du das hier so teilst, denn ich glaube,
00:12:12: dass da ganz viele Chancen für Menschen drin liegen. Es geht ja nicht bei dem einschlagen
00:12:17: des Wegs zum Bedürfnisorientiert Training. Kommt das automatisch im Prozess, glaube ich,
00:12:22: ganz oft auch bei unseren Kundinnen hoch, dass man, dass die da vorstehen und sagen,
00:12:27: das kann ja nicht falsch gewesen sein. Es darf nicht falsch gewesen sein, was ich gemacht habe.
00:12:34: Es kann nicht sein, was nicht sein darf sozusagen und dass das ganz viel mit Scham und Schuld und
00:12:41: dann auch mit Widerständen verbunden ist, weil man sicher auch selber noch angucken möchte und
00:12:48: sich auf einmal anfängt zu merken, dass diese Schale, wie du sie im Genannt hast, knackt und
00:12:54: ich finde es ein ganz, ganz mutigen Entschluss, dann diesen Weg weiterzugehen. Das finde ich irre.
00:13:00: Ich habe hier gerade noch etwas ganz Wichtiges gefunden bei meinen Aufzeichnungen und zwar,
00:13:07: was ich auch wieder, oder was ich so vielleicht so wiedergefunden habe, oder ich habe meine
00:13:13: eigenen Bedürfnisse auch gelernt, wiederzuspüren. Also nicht das alles abzubügeln, weil man das
00:13:19: eben so machen muss, weil Hunde müssen an der kurzen Leine einfach ruhig an anderen Hunden
00:13:24: vorbeigehen, sondern auch zu gucken, was brauche ich und indem ich meine eigenen Bedürfnisse wieder
00:13:30: gefunden habe oder was gelernt habe, die wiederzuspüren, konnte ich das natürlich auch bei den
00:13:34: Hunden und auch bei ihren Menschen sehr gut oder nicht sehr gut, aber habe ich angefangen,
00:13:38: das auch wieder wahrzunehmen und zuzulassen auch. Ich habe hier noch einen Satz aufgeschrieben,
00:13:44: ich hoffe, der ist nicht so pathetisch, aber eigentlich spiegelt der das eigentlich gut
00:13:49: wieder, was ich so empfunden habe, nämlich dass eben von dieser Schale und dem Aufknacken
00:13:52: gesprochen und was eigentlich danach kommt oder was in dieser Schale ist, ist nämlich wirklich
00:14:01: Liebe und Verbundenheit zu spüren. Und das macht für mich auch bedürfnisorientiertes Training
00:14:08: aus, also zumindest für mich. Also diese Gefühle zu spüren, gibt einfach auch ein so großes
00:14:15: Glücksgefühl, dass ich es nie wieder missen möchte, diese Form oder diese Perspektive auf
00:14:20: Schutzbefohlende drauf zu gucken und mit ihnen zu agieren. Ich habe in den letzten Wochen,
00:14:26: wir haben ja im Januar beide Hundebinden 18 Tagen gehen lassen müssen und ich habe ja
00:14:32: bereits viele Tiere in meinem Leben gehen lassen müssen und ich habe für mich noch mal
00:14:38: festgestellt, dass dieser Weg wirklich auch noch mal eine ganz andere Verbundenheit mit meinen
00:14:43: Hunden, aber auch von meinem Partner zu unseren Hunden ganz andere Verbundenheit gemacht hat,
00:14:50: weil es viel, viel mehr wirklich um die Persönlichkeiten ging und wir haben in den letzten Wochen
00:14:58: viel drüber natürlich sceniert, kommt jetzt wieder ein Hund oder kommt keiner oder wie auch immer,
00:15:05: wir wissen es noch nicht, also für alle, die sich jetzt überlegen, wir wissen es noch nicht,
00:15:08: weil wir gar nicht gerade zulassen können, dass ein anderer kommt, weil wir noch so mit den
00:15:13: Gefühlen des Gehenlassens beschäftigt sind und für uns ist ein riesiger Antrieb bei anders mit
00:15:20: Hunden zum Beispiel weiterzumachen, denn natürlich haben wir uns da auch so ein bisschen gefragt,
00:15:25: wie geht das jetzt weiter, wenn wir selber gerade keine Hunde haben, aber für uns ist ein riesiger
00:15:29: Antrieb, dass das, was wir in den ersten zwei Jahren mit unseren Hunden gekämpft haben und auch
00:15:36: teilweise gegen diese Hunde gekämpft haben und gegen uns selbst und gegen unser Sinnbild und wir
00:15:42: waren ja schon, ich sag mal, wir haben ja schon versucht, bedürfnisorientiert zu arbeiten,
00:15:48: aber trotzdem waren da so viel Kampf und so viel Widerstand auf allen Seiten und so viel
00:15:53: gegeneinander und so viel Aufreiben, dass ich heute sage, wenn ich bei anders mit Hunden dafür
00:15:58: sorgen kann, dass für andere Menschen und die Teams diese Phase kürzer ist, dann habe ich mein Ziel
00:16:04: eigentlich schon erreicht, weil ich glaube, dass das was ganz, ganz wichtig ist, wo so viel für uns
00:16:09: selber auch drinsteckt, wenn diese Schale knackt und wenn wir die, die Gefühle da freilassen oder
00:16:18: auch wieder kennenlernen und wieder erleben lernen, dann steckt da ja ganz viel mit drin und dazu gehört
00:16:24: dann auch die tiefe Traurigkeit, aber dazu gehört eben auch diese, diese unfassbare Freude, die man
00:16:30: auf dem Weg empfinden kann. Auf jeden Fall und es gehört natürlich also, was ich auch gemerkt habe,
00:16:36: man befindet sich natürlich auch auf einmal in so einem Vakuum, also ich habe mich in so einem
00:16:41: Vakuum gefühlt. Das eine ist nicht mehr so richtig und das andere ist noch nicht kreisbar. So, dann
00:16:49: war da so ein schwarzes Loch und dann habe ich gedacht, okay, ich brauche jetzt ganz viele Infos und
00:16:56: damit fing das dann auch an, dass ich so süchtig natürlich wurde nach Wissen und Fortbildung.
00:17:00: Und als ich auch noch ganz wichtig finde, was dieser Weg mit mir gemacht hat, ist, dass ich auch
00:17:08: sehr viel dünnhäutiger geworden bin und das finde ich schwierig auch. Also kann das jetzt nicht
00:17:13: gegeneinander abwien. Das bringt es halt eben so mit sich, dass wenn ich Bedürfnisse erkenne und ich
00:17:19: sehe aber auch, dass die nicht erfüllt werden können. Also damit spreche ich zum Beispiel von
00:17:23: Menschenteams, die ich hier so einfach auf der Straße sehe, zu denen ich ja auch keine Beziehung
00:17:27: habe, ich habe auch keinen mehr Auftrag sozusagen, ja, ich beobachte das nur und dann merke ich,
00:17:33: wie das tut mir wirklich richtig weh, wenn ich die Hundesee, die etwas brauchen, was sie gerade
00:17:43: nicht bekommen können, die dann Verhalten zeigen, was abgestraft wird, aber auch oft, wenn ich so in
00:17:48: die Gesichter der Menschen blicke, die dann die Hunde zum Beispiel an der Leine rücken, weil der Hund
00:17:55: so schnell wird oder mal schnüffeln wollte oder was auch immer. Auch da finde ich, kann man sehen,
00:18:00: so herzusehen. Also vielleicht biete ich mir das auch nur ein, aber ich meine es zu sehen, weil
00:18:05: ich früher glaube ich genauso aussah, wenn ich trainiert habe. Ich sehe ganz oft Resignation,
00:18:10: Genervtheit und so ein bisschen Vergrämung. Aber ich sehe, also ich habe noch nie jemanden lachen,
00:18:19: rücken gesehen. Also freudig, lachen und rücken gesehen. Ich finde es total spannend, also wenn man
00:18:25: darüber nachdenkt, ich finde es ultra, ultra spannend. Mir geht es ja auch so, wenn ich Hunde auf
00:18:29: der Straße sehe, bei uns ist der Standardspruch, wir haben noch viel zu tun. Es ist immer so,
00:18:33: wir nehmen uns an die Hand und sagen, wir haben noch viel zu tun. Und wenn ich alleine bin,
00:18:37: dann atme ich und konzentriere mich darauf, wie ich meine Füße setze. Es ist immer so mein Trick
00:18:42: 17, zumindestens wenn meine Hunde nicht dabei sind, wenn die dabei waren, war es natürlich nochmal
00:18:46: anders. Ich glaube, dass das ein ganz, ganz wichtiger Aspekt ist, weil das so ein bisschen dieser
00:18:52: Aus, also für mich war der Weg ins Bedürfnis, ins wirklich bedürfnisorientierte Training, war
00:18:58: dann der Ausstieg aus dem Funktionieren und das drauf gucken aufs Wohlbefinden. Also nicht mehr,
00:19:06: wie sieht die äußer Reform aus, sondern wie fühlt es sich anders zu machen und komme ich
00:19:11: trotzdem da hin, weil es geht ja nicht nur darum, dass wir fühlen, sondern es geht darum,
00:19:16: dass wir uns den und den Hunden den Alltag schön machen und dass wir auch gut und uns sicher
00:19:22: uns durch den Alltag durchbewegen. Danke, dass du das mit uns teilst. Ich finde das super, super
00:19:27: wertvoll. Ja, sehr gerne. Was hat sich denn, wenn du vergleist, wie du früher mit Kunden, Hunden und
00:19:36: auch mit Kunden umgegangen bist, was hat sich so für dich in dem Umgang mit, nicht mal nur mit deinem
00:19:42: Hund, sondern in den Beziehungen zu Kunden und ihren Hunden verändert? Ja, auch da habe ich lange
00:19:49: darüber nachgedacht, weil das auch schon richtig, richtig lange her ist und mit den Menschen,
00:19:55: vielleicht fällt es mal im Gespräch noch so ein, da habe ich noch nicht so richtig den Kern
00:19:59: gefunden. Aber was ich, aber wenn ich jetzt auf die Hunde komme, da ist mir natürlich was eingefallen,
00:20:05: vor allen Dingen, also ich habe jetzt mein Hunde und Hundenhunde so ein bisschen in Eintopf geworfen,
00:20:09: weil sich das ja alles parallel entwickelt hat. Ich bin mit meinen Hunden nicht anders umgegangen
00:20:14: als mit den Hundenhunden. Das mache ich auch heute nicht. Ich gehe auch heute mit den Hundenhunden
00:20:18: genauso um wie mit meinen Hunden. Und also für mich hat sich verändert, dass Hunde für mich
00:20:25: individuelle Persönlichkeiten sind und ich finde, das sagt eigentlich alles aus. Also das war, also
00:20:32: vorher waren es auch individuelle Hunde, aber ich habe eben ja schon mal Schubladen erwähnt und ich
00:20:40: habe früher sehr viel in Schubladen gedacht und auch agiert. Dann hatte ich einen Goldenredriver,
00:20:44: der war so und dann gab es vielleicht nochmal die eine Hündin, die vielleicht nochmal ein bisschen
00:20:49: anders war als der Rüder, aber die individuellen Unterschiede, die habe ich nicht so wahrgenommen.
00:20:54: Ich glaube aber auch, dass meine fachliche Kompetenz damals einfach noch lange nicht ausgereicht hat,
00:21:00: um überhaupt, wenn ich große Unterschiede wahrgenommen hätte, vielleicht habe ich es auch nicht
00:21:06: zulassen wollen, weil ich gar nicht gewusst hätte, wie reagiere ich da drauf? Wie gehe ich damit um?
00:21:11: Das war ja auch so, ich muss ja auch überlegen, warum habe ich mich überhaupt auf den Weg gemacht,
00:21:17: diese strafbasierte Tränen hinter mich zu lassen, weil das hat super funktioniert. Ich habe es nicht
00:21:21: hinter mir gelassen, weil es nicht funktioniert hat, weil ich dann nicht die Ziele der Menschen
00:21:27: erreicht hätte, die die an mich gestellt haben, ihre Wünsche, das haben wir super hingekriegt.
00:21:32: Aber es blieb halt ganz viel auf der Strecke und ich habe eben auch gemerkt, dass ich einfach
00:21:38: fachlich noch ganz viel dazu lernen muss und ich hatte es hier eben schon angesprochen, dass ich
00:21:43: dann natürlich auch meine Werte so verändert habe und ich das irgendwann gemerkt habe, es passt
00:21:48: eben auch nicht mehr und es macht mich einfach nicht so mit Tieren und Menschen umgehen. Aber
00:21:53: du hast mich ja jetzt gefragt, was ich da verändert hat in meinem Blickwinkel auf Hunde und auf meine
00:22:01: und auf die Kundenhunde. Also ich sehe also ich sehe sie wirklich als individuelle Persönlichkeit
00:22:06: mit ganz ganz ganz viel fein Fassetten und das macht es auch für mich so spannend und was ich auch
00:22:13: verändert hat, dass ich immer daran denke, dass eigentlich Haustiere, aber wir sind jetzt von
00:22:19: Hunden also so zu 100 Prozent von uns abhängig sind und ich da oft eine ganz große Schuld empfinde
00:22:27: und ich die Hunde ganz oft um Verzeihung bitte. Also ich bitte tatsächlich leistig oft ab, bitte
00:22:32: im Stillen, wenn wir nicht da lang gehen können, wo sie lang möchten. Also es gibt ganz viele
00:22:39: Beispiele für, aber das hat sich auch ganz stark verändert. Diese Gefühl hatte ich früher nicht.
00:22:46: Ich finde das super, super spannend. Ich liebe das Thema unglaublich und es ist so ein schöner
00:22:54: Bogen zu meiner nächsten Frage an dich, nämlich was du glaubst, welche Kompetenzen brauchen Menschen,
00:23:03: um diesen Weg nicht nur angehen zu können, sondern auch wirklich gehen zu können.
00:23:08: Also du meinst ja den Weg gehen zu können oder sich auf den Weg zu machen, bedürfnisorientiert
00:23:20: mit dem Hund zu trainieren und zu lieben. Ganz genau. Ja auch dazu habe ich mir einiges aufgeschrieben.
00:23:26: Also wichtig finde ich eine Bereitschaft und auch eine Freude daran zu haben zu lernen,
00:23:33: denn es ist wirklich, also es ist ein Lernen. Also es ist wirklich nicht nur das Lernen den eigenen
00:23:42: Hund besser kennenzulernen, sondern es gehört ja schon auch ein bisschen theoretisches Wissen dazu.
00:23:48: Also finde ich, also die Bereitschaft und die Motivation zu haben, sich Wissen anzueignen,
00:23:55: finde ich gehört also dazu. Ich finde man braucht Ressourcen, also man braucht Zeit.
00:24:01: Ich finde auch gewisse finanzielle Ressourcen sind nötig, wenn man dann sich zum Beispiel
00:24:08: einzig Coaching leisten möchte. Im Kurskontrolle ist auch eine Ressource, die benötigt wird und ich
00:24:16: stelle so im Training fest, dass das eine Ressource ist, die oft nicht mehr vorhanden ist.
00:24:22: Nicht grundsätzlich nicht, sondern wenn hundezeit ist, die oft so nach dem Tagwerk dann ist und
00:24:28: nach dem Job und so. Da noch zu sagen und jetzt gucke ich nochmal auf die Bedürfnisse von meinem
00:24:34: Hund, obwohl ich selber vielleicht gerade ganz andere habe. Das finde ich ist oft schwierig.
00:24:39: Dann finde ich es ganz wichtig, dass man weiß, wo liegen die, oder was sind die eigene Bedürfnisse,
00:24:46: was habe ich denn für Bedürfnisse? Denn oft erlebe ich das bei Teams, dass das noch so ein bisschen
00:24:54: diffus ist. Also dass Menschen sagen, das gefällt mir aber jetzt nicht, was mein Hund macht und
00:25:00: da so viel stehen und schnüffelt und wenn ich dann frag so, was möchtest du denn, was wäre
00:25:05: denn so dein Bedürfnis? Dann kommt es nicht so, ich möchte ganz schnell weitergehen, sondern
00:25:11: dann muss man erstmal so ein bisschen kramen, was fühle ich denn, was brauche ich denn? Also das
00:25:15: Wissen, was brauche ich, damit es mir gut geht finde ich wichtig. Mut ist eine ganz, also ist
00:25:23: wirklich wichtig, wenn man diesen Weg beschreitet und du hast eben schon die Situation kurz angesprochen.
00:25:29: Wir gehen auf der Straße und wir sehen einen Umgang mit Hunden, der für uns schwierig
00:25:35: auszuhalten ist. Wir haben unseren eigenen Hund dabei und wir gehen ganz anders damit um mit
00:25:41: unserem Hund. Das erfordert ganz viel Mut, wenn wir beobachtet werden, zu seinem Hund zu stehen
00:25:47: und zu dem Bedürfnis orientierten Umgang zu stehen und nicht nervös zu werden.
00:25:53: Ich werde immer noch nervös.
00:25:55: Ich merke, dass ich meine Muskeln sich anspannen, dass ich den Atmen oft anhalte.
00:25:59: Aber den Mut zu haben, zu sagen, ich für mich ist das der richtige Weg,
00:26:03: für meinen Hund ist das der richtige Weg.
00:26:06: Und Strategien zu finden, wie ich das auch leben kann,
00:26:10: ohne dass ich mich so stark von anderen Menschen beeinflussen lasse,
00:26:14: wenn ich mich beobachtet fühle.
00:26:16: Meine Strategie ist übrigens, wenn der Oliver zum Beispiel,
00:26:19: seit ich manchmal so bief mit anderen unkastrierten Rüden,
00:26:23: aber also sehr gut, wir gehen auf die andere Seite
00:26:25: und manchmal knurrt er dann so ein bisschen.
00:26:27: Und wenn dann der andere Hund auf der anderen Straßenseite
00:26:30: auch knurrt und sehr laut knurrt.
00:26:32: Und ich merke, ich werde da beobachtet,
00:26:34: weil ich gehe da nicht schnell weiter oder so.
00:26:36: Das ist für den Oliver nicht die richtige Strategie,
00:26:38: sondern meine Strategie ist immer, ich werde einfach immer netter.
00:26:42: Ja, und ich merke aber natürlich schon, dass das für die Menschen,
00:26:47: die mich beobachten, sehr komisch ist.
00:26:49: Aber mir hilft es auch.
00:26:51: Das heißt, umso netter ich zu meinem Hund bin in so einer Situation,
00:26:54: umso besser geht es mir dann auch wieder.
00:26:55: Also, es ist irgendwie so eine win-win Situation für mich und meinen Hund.
00:26:58: Dann, finde ich, gehört zu den Kompetenzen
00:27:03: eine Kompromissbereitschaft.
00:27:05: Zu sagen, okay, heute bin ich in der Lage,
00:27:10: mehr auf die Bedürfnisse meines Hundes einzugehen.
00:27:13: Morgen finden wir vielleicht wieder eine andere Lösung.
00:27:16: Oder zu sagen, ich habe mir das Leben mit meinem Hund ganz anders vorgestellt.
00:27:20: Ich bin aber kompromissbereit und wir finden vielleicht einen anderen Weg.
00:27:26: Wir beide kompromisse eingeben müssen.
00:27:29: So ist das halt in einer Beziehung.
00:27:31: Aber diese Bereitschaft überhaupt zu haben,
00:27:33: von diesem Wunschbild oder von dieser Vorstellung ein bisschen abzuweichen und zu sagen,
00:27:39: okay, also, es läuft doch nicht so ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe.
00:27:42: Aber wir finden eine Lösung.
00:27:46: Ja, Flexibilität gehört auch dazu, wenn Pläne
00:27:49: nicht so verwirklicht werden können.
00:27:52: Andere, du bist so still, redig zu viel.
00:27:54: Nein, ich will höre dir einfach gebannt so und gucke, was da noch kommt.
00:27:58: Also, zu dieser Frage war es das erste Mal.
00:28:01: Okay, ich finde es total wichtig, was bei mir immer noch so ein Aspekt ist,
00:28:07: ist das Thema Eigenverantwortung.
00:28:09: Also, wir haben uns ja bewusst für dieses Leben entschieden,
00:28:12: egal ob wir sagen, natürlich gibt es Aspekte,
00:28:14: die haben wir nicht so gezielt entschieden,
00:28:16: aber wir haben als Menschen eine Wahl.
00:28:19: Und wir haben das Leben gestaltet, in dem wir leben und wir gestalten es jeden Tag.
00:28:24: Und für mich ist das ein ganz wichtiger Aspekt,
00:28:26: eben genau, was du sagst, wenn die Pläne dann nicht so funktionieren,
00:28:30: wie man sie gemacht hat, zu sagen, alles klar, ich habe mich dafür entschieden.
00:28:32: Ich kannte scheinbar nicht alle Konsequenzen, aber ich trage sie jetzt trotzdem,
00:28:36: egal wie, ich gucke, dass es für alle Seiten okay ist,
00:28:42: und da auch den Weg zu gehen.
00:28:44: Und ich finde, Reflektionsfähigkeit gehört dazu, beziehungsweise der Mut auch zu Lücke.
00:28:51: Für mich ist dieser Mut zu Lücke Eigenverantwortung und Reflektionsfähigkeit
00:28:57: ist so dieses, wenn wir einen neuen Weg einschlagen
00:29:01: und uns nochmal darauf einlassen, Anfängerem zu sein und nochmal einen Weg neu zu beschreiten.
00:29:07: Du hast ja eben selber von dir gesagt, es ging am Anfang ganz viel um Wissenaufsaugen.
00:29:12: Und dass du das auch ganz viel brauchtest.
00:29:14: Und dann bist du ins Tun gekommen und gleichzeitig hattest du aber das Gefühl,
00:29:18: du fällst wie in so ein Loch.
00:29:19: Und ich glaube, das ist ganz, ganz häufig die Herausforderung,
00:29:24: dass wir wissen, dass was wir bisher gemacht haben, passt nicht mehr.
00:29:30: Wir wissen aber noch nicht, wie das neue aussehen wird und diese Gap auszuhalten.
00:29:36: Und dann nicht zu sagen, ich brauche sofort das neue Schema F,
00:29:40: sondern ich erkenne an, dass wenn wir wirklich hier über Individuen sprechen,
00:29:44: über Facettenreichtum bei der einzelnen Persönlichkeit,
00:29:47: bei dem einzelnen Individuum und auch noch in den Lebenskonstellationen,
00:29:50: dann bedeutet das, es kann nicht mehr das Schema F geben.
00:29:54: Und das ist was, was ich ganz, ganz häufig erlebe, dass diese Zeit der Unwissenheit,
00:30:01: das ist ja im Prinzip unser heiß geliebter Danning-Krüger-Effekt,
00:30:04: wo die Leute sich erst mal dahin bewegen, dass sie das Gefühl haben, sie wissen alles.
00:30:09: Und dann kommt dieser Einbruch und dann stellen sie fest so,
00:30:12: ich weiß doch nicht, dass ich eigentlich ein Anfänger und das auszuhalten,
00:30:18: das finde ich, das bedarf ganz, ganz viel Reflektionsfähigkeit auf sich gucken,
00:30:26: auf den Hund gucken und die Fähigkeit, sich wirklich auf die guten Momente
00:30:30: auch zu konzentrieren und wiederum bei uns Trainern braucht es halt auch die Fähigkeit,
00:30:36: die Leute in dieser Zeit vielleicht dann erst mal mit einem Schema auch an die Hand zu nehmen
00:30:41: und zu sagen, ich geb dir erst mal ein Schema, nur sei dir gewiss.
00:30:44: Und am Strich ist es komplexer, nur wir fangen jetzt erst mal irgendwo an
00:30:48: und damit es nicht vollkommen planlos verläuft,
00:30:50: richten wir uns erst mal nach einem Schema, was wir dann Stück für Stück weiterentwickeln.
00:30:54: Ja, finde ich wichtig, was du sagst, so mache ich das auch.
00:30:59: Also ich verinnere mich ja auch einmal so mit meinem Training,
00:31:03: mit dem mehr Wissen ich habe, umso komplizierter wird es irgendwie auch.
00:31:08: Also je mehr ich weiß, umso mehr Wahlmöglichkeiten habe ich auch,
00:31:13: aber um die Kunden damit nicht zu überlasten,
00:31:15: weil die brauchen ja Hilfe von mir, das ist ja nicht meine Reflektionsfläche für all meinen Wissen.
00:31:21: Find ich das auch mittlerweile auch eine gute Lösung zu sagen,
00:31:26: es gibt ja mal ein, zwei Rezepte für dich und dann sprechen wir uns in ein, zwei Wochen wieder
00:31:30: und dann gucken wir mal, welche Zutaten passen, welche Reihenfolge wir verändern können,
00:31:36: vielleicht passt auch gar nichts und wir nehmen etwas Neues, aber das Ganze warum,
00:31:41: lasse ich auch erst mal weg, also nicht ganz ein paar Sachen,
00:31:44: gibt es natürlich schon, die ich auch vermitteln, aber Rezepte sind wirklich wichtig.
00:31:49: Ja, und ich finde es auch wichtig, dass du da sagst, ich gucke erst mal, wie viel Wissen ich rausgebe,
00:31:54: weil ich kenne so viele Menschen, die haben ganz ganz ganz viel Wissen angehäuft
00:31:58: und dann beißen sich dieses Wissen, weil es eben auf die Facetten ankommt
00:32:02: und weil es eben darauf ankommt, dieses Wissen Stück für Stück anzuwenden und anzupassen
00:32:07: und dann kommen die, die wollen eigentlich, aber sie kommen so in die totale Überforderung
00:32:12: und Handlungsunfähigkeit, weil sie gar nicht mehr wissen, wo sie anfangen sollen
00:32:17: und gar nicht mehr wissen, welche der 27 Aspekte sie jetzt in den Vordergrund stellen müssen
00:32:23: und dazu sagen, so pass auf, wichtig ist, dass du jetzt erst mal einen Schritt gehst
00:32:28: und dass wir diesen Schritt mit Bedacht gehen und in Ruhe gehen und drauf gucken und gucken,
00:32:33: was verändert sich und dann kann man sagen, oh, war ein guter Schritt oder oh, war noch nicht der Richtige
00:32:38: und wir passen es an und das, was du vorhin gesagt hast mit den vielen Facetten der Persönlichkeiten,
00:32:44: Individuen, die du da wahrnimmst, das gibt ja jemand mit deiner Erfahrung, einfach so sagen wir mal,
00:32:50: du siehst den Blumenstrauß der Möglichkeiten vor dir und sagst dann, als klar, wir fangen mal mit der Tulpe an als Rezept,
00:32:57: weil ich denke aus dem und dem und dem Grund, dass die Tulpe hier passen könnte, aber vielleicht wird es hinterher doch die Nazisse
00:33:04: und vielleicht entwickelt sie sich auch nochmal anders. Also das eine ist ja nicht richtig oder falsch,
00:33:09: sondern dieser Mut, das nicht schwarz-weiß zu sehen, sondern zu sagen, ich sehe hier ein Mensch, ich sehe ein Hund,
00:33:15: ich sehe die Vielfalt an Möglichkeiten und jetzt gucke ich, dass ich das rausgepickt kriege, wo ich am ersten gerade ein Hebel sehe für beide,
00:33:23: um denen zu mir zur Friedenheit zu verwenden und ich glaube, das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt.
00:33:29: Wenn wir das als Trainerinnen und Kolleg*innen so sehen, dann ist es auf einmal auch gar nicht mehr, gar nicht mehr nötig sich abzugrenzen
00:33:39: und das finde ich so schön im Gespräch zum Beispiel mit dir, dass man muss sich nicht abgrenzen, wer macht's wie,
00:33:45: sondern jeder hat so seine Lieblingsfassetten und Aspekte auf dir guckt und dadurch ergänzt es sich.
00:33:52: Ich finde das total schön, dass du das sagst oder was du da gesagt hast und ich kann das nur bestätigen und quasi ergänzen und finde das total toll.
00:34:02: Ich danke dir auch dafür, weil das mir auch, also ich fühle mich da durchaus natürlich auch ein bisschen verbunden mit dir,
00:34:09: aber das ist einfach auch, also ich hinterfrag mich halt ständig, mach ich das alles richtig,
00:34:13: ich hätte es wieder anders machen können, und es ist halt auch sehr anstrengend und dann mit jemanden zu sprechen, der sagt ja,
00:34:18: ich mach das ähnlich, weil so lange bin ich noch nicht so klug in Anführungsstrichen,
00:34:24: ich habe früher die Kunden oft überfragt in meinem Wissen, auch weil ich dachte so, oh, was man alles machen kann und alles machen muss
00:34:31: und seit ein paar Jahren fokussiere ich mich aber auf die ersten Schritte und die Versuche den Kunden zu vermitteln,
00:34:40: wir schaffen jetzt noch keinen Abitur oder keinen Hochschulstudium oder Abschluss,
00:34:46: sondern wir machen den ersten Schritt auf dem Weg zur Schule und dann gucken wir, was sich mit diesem ersten Schritt schon alles verändert,
00:34:54: wenn wir dieses berühmte Bild nehmen, wir werfen einen kleinen Stein ins Wasser und da gibt es viele Kreise
00:34:59: und wir gucken einfach, welche Kreise bilden sich und die lasse ich mir beschreiben
00:35:04: und dann gucken wir, ob der Stein groß genug war und ob sie richtige Stelle war, die wir den hineingeworfen haben.
00:35:10: Und der richtige Stein, genau, und dann kann man optimieren.
00:35:13: Dann kann man ein bisschen optimieren. Ja, ich finde, das ist ein ganz wichtiger Aspekt, der auch vielleicht klar macht, warum es
00:35:20: umgekehrt, der vielleicht auch klar macht, warum es das für die Menschen den Zugang zu unserer Art des Trainings
00:35:27: natürlich manchmal auch schwierig macht, weil es so komplex ist und weil viele Menschen Angst davor haben, Fehler zu machen
00:35:37: und in diesen schwarz-weiß Bildern, in denen ja häufig gerne im Bereich der Hunde, ich sag mal, gelehrt und unterrichtet wird,
00:35:45: mit denen man niemals Bedürfnissen gerecht werden kann. In diesen schwarz-weiß Bildern gibt es ja nur, es gibt es richtig und es falsch
00:35:51: und natürlich gibt es auch bei uns ein "Falsch". Also ich zum Beispiel halte ich es für falsch über Strafe zu arbeiten.
00:35:59: Das heißt aber nicht, dass ich jemanden verurteile, der es macht und dass ich ein gewisses Verständnis dafür entwickelt habe,
00:36:06: dass wenn Menschen das tun, dass ich verstehe, dass sie das aus Überforderung, aus Hilflosigkeit, aus Perspektivlosigkeit,
00:36:12: aus all diesen Aspekten herausmachen. Das heißt aber nicht, dass ich es anleiten würde.
00:36:18: Und ich glaube, dass das für die Leute häufig den Zugang zu uns ganz komplex macht, dass es bei uns eben nicht so diese ganz klaren Rezepte gibt,
00:36:25: dass wir sagen ABC und dass wenn wir sie dann noch mit dem Wissen am Anfang überholfen, dann bringen wir sie häufig eher in die Schockstarre
00:36:33: oder in einen Weg, der für sie leichter erscheint. Und ich fand es bei mir total spannend auch zu hinterfragen, warum?
00:36:42: Also warum ist es mir so wichtig, dass die Leute sehen, dieses korrekte Wissen haben?
00:36:48: Warum ist es mir nicht erstmal wichtig, dass die gute Resultate haben?
00:36:51: Warum dieses Wissen? Und ich habe mich erwischt dabei, das ist schon viele, viele Jahre her, aber sagen wir mal,
00:36:58: vor 7, 8 Jahren habe ich mich dabei erwischt, wenn ich etwas geschrieben habe, ein Artikel oder mich zu Wort gemeldet habe oder sonst was,
00:37:04: habe ich mich immer wieder dabei erwischt, dass ich eigentlich so formuliere, dass Kollegen mir nicht an Karren pinkeln können.
00:37:10: Und es ist eigentlich die Angst davor war, dass jemand anders sagt, hey, das was du machst, ist falsch oder nicht gut genug.
00:37:17: Oder man, das so einfach ist, ist doch nicht. Und damit habe ich vielen Menschen auch erst mal den Zugang verwährt.
00:37:24: Ich kann dazu, ich nicke die ganze Zeit mit dem Kopf, was ja alle, die hier zuhört, ja nicht sehen können.
00:37:30: Aber ja, ich kenne diese Gefühle total gut und oft, na ja, nicht oft, aber manchmal erfürfe ich mich noch dabei,
00:37:38: wenn ich so im Kundengespräch bin und ich so Ideen bespreche, ich denke, oh Gott, hoffentlich hört mir gerade keiner von meinen Trainerkolleginnen zu,
00:37:47: weil es manchmal einfach auch so einfach ist. Also, also, einfach zu sagen, ja, der uns spannt seine Muskeln an
00:37:57: und er wird wahrscheinlich gleich nach vorne gehen oder ist auf jeden Fall skeptisch und das gehören überlegt noch,
00:38:03: welche Schublade mache ich auf und ich dann einfach in Anspruch nur sage, versuch doch mal einfach mit deinem Hund zu sprechen.
00:38:12: Also meistens gebe ich sogar Sätze vor. Das hört sich so einfach an und es ist gar nicht einfach,
00:38:17: weil die Menschen dann auch angespannt sind. Aber ich komme oder ich versuche in dem Augenblick halt nicht mit Lerntheorie zu kommen,
00:38:23: sondern wirklich erst mal zu sagen, okay, supporte deinen Hund, mach es so, wie du es vielleicht auch mit deinem Kind machen würdest,
00:38:29: wenn es versucht die Welt einzurordnen. Ja. Alles andere, ah, so, Entschuldigung, ja, du willst was sagen?
00:38:34: Nee, nee, nee, nee, red ruhig weiter. Ja. Ich habe nur bestätigt, unterstrichen.
00:38:38: Ja. Also, einfach muss nicht immer falsch sein und man kann darauf wunderbar aufbauen, wenn Kunden Vertrauen gewinnen,
00:38:50: Vertrauen in uns als Trainerinnen und Vertrauen in sich selber, weil sie auf einmal merken,
00:38:56: wie machtvoll kleine Dinge sind. Und dass sie selbst wirksam sein können, dass das, was sie tun, wirksam sein kann.
00:39:06: Ja. Ja, finde ich total schön. Haach, Anja, I love it.
00:39:11: Wir haben schon ganz viele erwähnt, meine nächste Frage, wir haben ja schon ganz, ganz viele erwähnt, die dir so begegnen.
00:39:17: Aber gibt es so ein, zwei Hindernisse, wo du sagst, die begegnen mir ganz oft, wenn ich mit den Menschen den Weg zum Bedürfnisorientierten Training
00:39:25: einschlage? Ja, auch dazu habe ich mehr Gedanken gemacht, um das aufgeschrieben. Also, was mir sehr oft begegnet
00:39:33: und was auch tatsächlich eine Hürde ist, ist eben dieses tradierte Wissen und auch tradierte Werte im Umgang mit dem Hund.
00:39:41: Also, ich meine, es sind, wir sind Nerds sozusagen, wir saugen alles Wichtige und Neue auf.
00:39:48: Bei Menschen, die einen Hund haben, sie haben einfach einen Hund, die haben sich nicht, und das meine ich in keines der Weise Werten,
00:39:55: sondern da besteht der Wunsch, ich möchte gerne einen Hund in meinem Leben haben, warum auch immer.
00:40:00: Und oft ist es ja so, dass man im Elternhaus schon einen Hund hatte und das so übernommen hat, zum Beispiel, der Hund darf nicht aufs Sofa,
00:40:10: das ist egal, wenn der weint, wenn er alleine bleibt und all diese Sachen, wo man so über die Bedürfnisse der Hunde früher auch einfach so drüber gebügelt ist
00:40:17: oder hat und das übernimmt man. Und dann ist es schwer, weil Menschen, erwachsende Menschen, haben Denkgewohnheiten, haben Gefühlsgewohnheiten.
00:40:28: Und was wir machen, wir sind ja keine Hundetrainer, wir sind ja Erwachsenenbilder, also wir unterrichten erwachsene Menschen.
00:40:35: Und das ist oft schwierig, Menschen so anzuleiten, dass sie auch nicht in den Widerstand gehen,
00:40:44: weil man sagt, alles, was du bisher geglaubt hast, ist falsch.
00:40:47: So, und das sind Hindernisse.
00:40:50: Und ich fühle mich auch ganz oft da nicht richtig ausgebildet.
00:40:53: Also ich habe keinen Abschluss gemacht, ich habe Diplom-Pädagogik studiert mit den schweren Punkt-Erwachsenenbildungen, was mir heute immer noch hilf ist,
00:41:00: aber trotzdem bin ich oft hilflos.
00:41:02: Und meine Strategie ist das dann auch zuzugeben, meistens bricht das dann so ein bisschen das Eis, weil so kann mich dann...
00:41:11: Okay, also das ist eigentlich das größte Hindernis für mich.
00:41:16: Warte mal, was habe ich mir noch aufgeschrieben?
00:41:20: Ah, nee, das war es eigentlich schon, weil den Rest haben wir schon besprochen.
00:41:23: Ja.
00:41:25: Ja, und umlernen ist schwieriger als neu lernen.
00:41:31: Und je mehr die Menschen glauben, also an überliefertem Wissen oder an erlebten Wissen mitzubringen,
00:41:37: desto schwieriger ist das, deswegen muss ich manchmal so schmunzeln, wenn Leute mir sagen, wir sind der absolute Hunderanfänger
00:41:43: und wir wissen nicht, ob wir richtig sind, wo ich mir denke, ach, das wird schön, das wird leicht, so.
00:41:48: Und umgekehrt erlebe ich so viele tolle Sachen, wo Menschen wirklich gut umlernen.
00:41:53: Und auch Hundejahren können ja super umlernen, bis zum letzten Abendzug, ganz, ganz wichtig.
00:42:00: Und es ist aber einfach nochmal was anderes, wenn da schon ganz viel überliefert ist
00:42:07: und wie du eben sagst, wenn das schon so festgeschrieben ist
00:42:11: und dann auf einmal eine ganz neue Perspektive mit reinkommt.
00:42:15: Was wäre etwas, wenn du jedem Menschen, der sich auf diese Reise begibt oder auf dieser Reise befindet schon
00:42:23: und der gerade strauchelt, zum bedürfnisorientierten Leben mit Hunden,
00:42:28: das heißt für sich selbst und für den Hund oder die Anvertrauten, Lebewesen,
00:42:34: was würdest du gerne jedem mit auf den Weg geben, gibt es da so was?
00:42:39: Da gibt es so viel.
00:42:43: Also, das hört sich jetzt vielleicht doof an, aber für mich ist das wirklich wichtig, dass da wirklich der Weg das Ziel ist.
00:42:50: Weil man auf jedem kleinen Schritt, den man geht, bekommt man so viel zurück vom Hund.
00:42:55: Also, ich finde so dieses Vertrauen und die Hingabe, es sind ja mal so partitische Worte,
00:43:00: weil mir fehlt einfach auch nichts anderes ein.
00:43:03: Also, Hunde sind so unglaublich, das heißt, die sind immer noch kooperativ,
00:43:11: obwohl Menschen sich manchmal wirklich verhalten wie die letzten,
00:43:15: ich weiß gar nicht, was für ein Wort ich benutzen soll, sie fragen immer noch, können wir was zusammen machen?
00:43:21: Sie sind immer noch anschmiegsam, sie sind immer noch bereit, uns als Sozialpartner anzusehen.
00:43:30: Na ja, meistens bleibt mir noch nichts anderes übrig, weil sie vielleicht keinen anderen haben,
00:43:34: aber sie könnten sich trotzdem auch innerlich verabschieden, aber diese Bereitschaft, sich immer wieder auf uns einzulassen
00:43:40: und das mal zu erleben und diese Liebe und dieses Vertrauen und Hingabe an den eigenen Hund mal selbst zu spüren,
00:43:50: ich finde, das kann eigentlich so ein ganzes Training tragen.
00:43:53: Total schön.
00:43:54: Ja, ich glaube, das würde ich den Menschen gerne mitgeben.
00:44:00: Sonst muss man, glaube ich, einfach den ersten Schritt machen und gucken, was macht das mit mir.
00:44:07: Es kann ja auch durchaus sein, dass das Erinnerung weg, Emotionen hervorruft,
00:44:13: also Bedürfnisse wahrzunehmen, wo man als Mensch vor Zurückschreckt und sagt, ich kann das gar nicht.
00:44:19: Ich brauche meine Mauern, die mauern um mich herum und die mauern um meinen Hund.
00:44:25: Es gibt gar nicht so ein gemeinsames Mithund, sondern nur da ist der Hund und hier bin ich
00:44:32: und wir versuchen einfach irgendwie so stressfrei wie möglich, so das Leben zu kommen, aber dann gibt es eben noch viel mehr.
00:44:38: Aber die Frage ist eben kann, und das sollte man sich auch ehrlich fragen,
00:44:42: kann ich das emotional leisten, weil sich auf ein Nebewesen so einzulassen, sich so tief verbunden zu fühlen.
00:44:49: Die Queerseite der Medaille ist Verlustängste, zum Beispiel.
00:44:55: Da gibt es noch eine Angst, fällt mir jetzt gerade nicht ein, aber es ist eben alles nicht so ganz so einfach.
00:45:01: Also, aber wenn man das einmal gespürt hat, so geht es zum Beispiel mir.
00:45:06: Als ich mich auf den Weg gemacht habe und gemerkt habe, zu was für Emotionen, also was Hunde mir geben,
00:45:13: oder nicht was sie mir geben, sondern was Hunde wirklich, was sie sind, fühlende und emotionale Lebewesen
00:45:21: und die sich so sehr mit den Menschen verbinden können, tja, das finde ich ist alles wert.
00:45:30: Und dann kommt, was ich natürlich auch noch wichtig finde, sie sind halt unsere Schutzbefohlenen
00:45:36: und das wäre vielleicht auch noch etwas, worüber man auch nachdenken könnte als Hunderhalter,
00:45:42: zu sagen, sehe ich sie als meine Schutzbefohlenen oder sehe ich sie als jemand,
00:45:48: dem ich so ein bisschen meinen Willen und meine Werte aufzwingen kann.
00:45:51: Und das sind auch so vielleicht nochmal die Gedanken, die man sich vielleicht auch nochmal machen sollte,
00:45:57: wenn man es auch so überlegt, welchen Umgang möchte ich mit meinem Hund haben.
00:46:02: Fertig.
00:46:04: Wunderbar, Nibania.
00:46:06: Du sprichst mir an ganz, ganz vielen Punkten aus der Seele, weil für mich ist es ja ganz wichtig,
00:46:12: egal ob ich jetzt mit Menschen arbeite, wo die Hunde viele Ängste haben
00:46:15: oder wo es um Aggressionspolaromalematiken geht oder sonst was, mir geht es ja ganz häufig darum,
00:46:21: dass wir erst mal wieder Glücksmomente sammeln, weil ich das so wichtig finde,
00:46:25: dass wir eben nicht nur sagen, der Weg ist das Ziel, sondern dass wir uns einmal Gedanken machen,
00:46:29: wo wollen wir eigentlich hin?
00:46:31: Vielleicht wissen wir noch gar nicht, wie weit wir den Weg miteinander gehen können und wollen
00:46:34: oder wo wir da auf Hürden treffen.
00:46:36: Aber Fakt ist, wir wollen während des Loslaufen und während des Wegs
00:46:40: auf jeden Fall schon miteinander Freude, Verbundenheit, schöne Momente sammeln
00:46:45: und nicht, wir arbeiten jetzt auf einen Ziel total perfektionistisch hin.
00:46:48: Und solange das nicht klappt, sind wir nicht zufrieden
00:46:51: und glauben irgendwie daran, dass am Ende ein Schalter kippt und dann ist alles super,
00:46:54: weil das ist es ja nicht, es ist ein Weg.
00:46:56: Und auf dem Weg empfinden wir was und auf dem Weg empfindet der Hund was
00:47:00: und wir können auf dem Weg ja auch immer wieder Fein-Tuning und Abzweigungen und sonst was vornehmen.
00:47:06: Also es ist ja nicht dadurch, dass man losläuft, so dass man sofort von einem emotional oder auch so überrannt wird,
00:47:13: sondern es ist ja so ein bisschen auch die Verantwortung des Menschen, sich zu überlegen,
00:47:18: was kann ich heute oder brauche ich heute erst mal einen Tag innehalten
00:47:22: und einfach nur mit dem Hund auf der Wiese setzen und den Himmel gucken
00:47:26: und morgen gehe ich wieder einen anderen Schritt.
00:47:29: Was du mir jetzt gerade auch noch mal eingefallen hast bei deinen Ausführungen,
00:47:35: das ist beim Bedürfnis orientierten Training ja auch gar nicht in erster Linie um eine Verhaltensveränderung geht,
00:47:44: sondern eher auch darum eine Verbesserung der Lebensumstände für Mensch und Hund zu erreichen.
00:47:50: Das auch im Fokus steht, weil dann kommt die Verhaltensveränderung ja von ganz alleine.
00:47:55: Und das glaube ich ist ja auch nochmal so ein Knackpunkt, denn wenn sich Menschen an uns wenden,
00:48:00: haben sie ja den Wunsch das Verhalten zu verändern.
00:48:03: So und ja, das so in Einklang zu bringen miteinander und wir müssen einfach so gut sein,
00:48:10: dass die Menschen nach der ersten Trainingstunde merken, wow, damit ging es mir und meinem Hund jetzt richtig gut,
00:48:16: davon will ich mehr.
00:48:18: Ich finde es super. Es fühlt sich nämlich manchmal erst nach einem Umweg an
00:48:22: und ich mache an der Stelle mal ganz gerne den Vergleich mit der Diätenwelt.
00:48:27: Was wir machen hat keinen Jojo Effekt, sondern wenn du den Nachhalt, also meiner Meinung nach,
00:48:33: wenn wir könnten mal eben schnell am Verhalten arbeiten, aber dann haben wir die Ursachen nicht geändert
00:48:39: oder wir arbeiten an den Ursachen, das mag sich erstmal anfühlen wie ein Umweg,
00:48:46: wenn jemand, ich sag mal wegen Leinagression zu uns kommt und wir fragen nach dem Jagdverhalten,
00:48:51: das mag sich erst mal nach dem Umweg anfühlen, aber häufig ist genau das dann eben der Schlüssel,
00:48:59: dass wir gucken, welche Symptome sehen wir denn und was nach unserer Erfahrung sind die Defizite
00:49:06: an Bedürfnisbefriedigung, an Wohlbefinden, an solchen Dingen darunter, wo wir erstmal ansetzen,
00:49:13: um diese zu füllen und dann kann man ganz ganz anders damit umgehen und dann erledigt sich auch ganz viel schon.
00:49:21: Ja, das stimmt.
00:49:24: Und trotzdem kann ich mir vorstellen, dass es für Menschen wirklich befremdlich ist,
00:49:29: die sagen, mein Hund zieht so stark an der Leine und wir da so ein bisschen abklopfen,
00:49:34: in welchen Situationen zieht der an der Leine und so, das hat mehr Chance, ein bisschen angesprochen
00:49:38: und wir dann eben sagen, ja, es könnte eben auch einfach sein, dass er frustriert ist,
00:49:43: weil man eben Jagdgebiet mit dem Hund geht und er eigentlich lieber jagen möchte.
00:49:49: Zum Beispiel.
00:49:51: Zum Beispiel.
00:49:52: Denn das wirkt ja auch wieder viele Fragen auf.
00:49:56: Das heißt, die Menschen kommen ja zu uns, weil sie Hilfe suchen, weil sie dann auch lernen möchten
00:50:02: und wenn wir dann so etwas, ich sag mal in Anführungsstrichen, raushauen,
00:50:08: dann kann das natürlich auch für Hunderhalterinnen sehr frustrierend sein,
00:50:12: weil ja, aber irgendwo, also dann irgendwo muss ich doch spazieren gehen und oh Gott, was soll ich denn jetzt machen, weiß ich so.
00:50:17: Und es verändert, kann unter Umständen sehr viel lostreten an Veränderungen.
00:50:23: Und zwar an Veränderungen, denen man sich vielleicht erstmal gar nicht gewachsen fühlt.
00:50:29: Ja.
00:50:31: Genau.
00:50:32: Ich finde, das können wir so stehen lassen.
00:50:34: Ich fand das war ein super, super Schlusswort.
00:50:37: Lieber Anja, ich danke dir von Herzen, dass du da warst.
00:50:40: Wir werden dich hier drunter auf jeden Fall verlinken.
00:50:42: Ich glaube, du würdest dich sehr freuen, wenn die Leute in Bergheim und Umgebung,
00:50:46: die diesen Weg einschlagen wollen, sich bei dir melden.
00:50:49: Ja, und natürlich auch deine Podcasts.
00:50:53: Und ich danke dir, dass du da warst.
00:50:55: Ich danke dir für deine unfassbar tolle Offenheit
00:50:58: und freue mich auf alles, was man von dir noch hört und sieht.
00:51:02: Lieber Anja, ich danke dir, dass du mit so gehört hast und dass wir auch so viel unterhalten haben.
00:51:07: Vielen Dank.
00:51:09: Für euch da draußen.
00:51:11: Ich hoffe, ihr folgt euch gefallen.
00:51:13: Ich hoffe, ihr feiert Anja für ihre Offenheit
00:51:16: und tut es gerne in den Kommentaren über die Bewertungen und Co.
00:51:20: Das ist ein ganz, ganz wichtiger Aspekt, wenn wir hier so vor uns hin sprechen.
00:51:25: Wir waren ja heute zu zweit, aber ganz häufig spricht man hier irgendwie in diese Röhre.
00:51:29: Und man weiß überhaupt nicht, wie es draußen aufgenommen wird.
00:51:32: Deswegen, herzlichen Dank, Info raus für eure Feedbacks.
00:51:36: Bis dahin.
00:51:39: [Musik]
00:51:41: [Musik]
00:51:43: [MUSIK]
Heidi
‧